Tatacoawüste - Tierradentro - San Augustin - Trampolin de la Muerte
25. Juli - 11. August 2018
Desierto de la Tatacoa
Um in die Tatacoawüste zu gelangen müssen wir ein erstes Mal so richtig über die Anden. Stetig geht es in traumhafter Landschaft Kurve um Kurve bergan, bis hinauf auf den "Alto de la Linea" auf 3277 m NN. Da fällt gleich die Temperatur auf 15 C ab. Die Teerstraße ist gut u dennoch sind die 100 km, bis hinunter nach Ibague, nur in 4 Std zu schaffen. Die nahende Tatacoawüste kündigt sich an, denn die Gegend ist flach u staubtrocken.
Die Teerstraße wird zur Schotterpiste, es geht vorbei an Baumwollfeldern, durch unbeleuchtete Tunnel, an Zäunen werden Luffaschwämme getrocknet u wir können die Reisernte besichtigen. Das lieben wir besonders, wenn so unvermittelt viel beim unterwegsSEIN passiert!
Das Gebiet der 330 km² großen Savanne ist ungewöhnlich trocken. Regen fällt vereinzelt von April bis Oktober. In das rot, ocker u grau gefärbte Land haben Erosionen bizarre bis zu 20 m tiefe Canyons gefressen. Hier kann es bis zu über 45 C heiß werden, deshalb fühlen sich hier wunderschöne Kugelkakteen pudelwohl. Wir haben "Glück", unser Thermometer zeigt NUR 40 C an!!! In dieser trockenen Luft hat sich ein engagierter Sterngucker niedergelassen u er erklärt jeden Abend mit Begeisterung den Sternenhimmel, heute sogar bei Vollmond; in Europa war in dieser Nacht der Blutmond.
Tierradentro - nicht so einfach ins Grab zu kommen
Im saftig grünen Gemeindeland der Nasa-Indianer befinden sich die bedeutenden archäologischen Fundstätten von Tierradentro, seit 1995 UNESCO-Weltkulturerbe. Trotz Guerilla-Präsenz in der Umgebung gilt die Region als weitgehend befriedet u wir trauen uns in diese Gegend. Menschen einer prähispanischen Kultur betteten in diesen für Amerika einzigartigen Schachtgräbern, zw. 500 u 900 n. Chr. ihre Verstorbenen zur letzten Ruhe. Man hat hier in der Umgebung etwa hundert solcher unterirdischer Sammelgräber gefunden.
Über schmale Einstiegslöcher, durch die man über ausgemeißelte hohe Stufen senkrecht hinab klettert, kommt man ins Grab. Die mühevoll aus dem Vulkangestein ausgeschabten Grabkammern messen 2 - 7 m im Durchmesser u selten mehr als 2 m Höhe.
Die Totenkammern besitzen eine Kuppel, sowie oft mehrere durch viereckige Pfeiler gestützte Ausbuchtungen. Im Licht unserer Taschenlampe, denn die wenigsten Schachtgräber sind beleuchtet, sehen wir die schön schwarz rot bemalten Wände.
Silvia - Guambiano Indianer am Wochenmarkt
Einige Kilometer haben wir in Kolumbien hinter uns, doch die Fahrt nach Silvia setzt erneut eins drauf. Von 1750 m NN geht es hinauf auf 3345 m NN u wieder hinunter auf 2600 m NN. Die Straße ist eng, zudem sind 45 km nur Schotterpiste und die letzten 15 km vor Silvia Schotterpiste mit excellenten Schlaglöchern.
In Silvia angekommen werden wir auf dem CG von Theo u Yohana herzlich empfangen. Die beiden haben mitten in der Stadt auch einen Foodtruck den sie sehr empfehlen. Also nix wie hin!!! Wir essen den besten Burger entlang der Panamericana u haben mit den beiden Argentiniern Vero u Fernando, sowie Yohana einen heiden Spaß.
Die Guambiano-Indianer leben in umliegenden bäuerlichen Gemeinden u pflegen ihre Bräuche u Identität wie Augäpfel. Sie leben beinahe autark von und auf ihrer Heimaterde. In Terassenfeldbau kultivieren sie Obst und Gemüse u im Fluss züchten sie Forellen. Ein Ausdruck ihrer ethnischen Zugehörigkeit ist für Guambianos ihre einheitliche Kleidung. Männer tragen Filzhüte u kurze blaue Röcke. Frauen weite schwarze Röcke, einfarbige Blusen u ein blaues Schultertuch vor dem eine weiße Kette baumelt.
Dienstag ist Markt in Silvia u der sonst so stille Ort, mit seinen flachen, ziegelgedeckten Häusern verwandelt sich in einen quirligen Basar. Dann reisen Guambianos an handeln, schachern, kaufen u verkaufen. Pink farbene Kartoffeln, ganze Schafs-, Schweine- und Rinderköpfe u die vielen Indigenas von Silvia bleiben uns in Erinnerung.
Als wir nach 3 ÜN bei Theo bezahlen wollen, sagt er uns, er habe keinen Festpreis, wir sollen zahlen was wir für angemessen halten. Unglaublich!!!
Popayan - oder "Ciudad blanca"
Popayan ( 250.000 EW, 1740 m NN ) gilt neben Cartagena, als wohl beeindruckendste Kolonialstadt Kolumbiens. Wegen ihrer streng konturierten, zweigeschossigen, weiß getünchten Häuser wird Popayan auch "Ciudad blanca" genannt. Keine andere Stadt hat mehr Intelellektuelle, Revolutionäre u Präsidenten vervorgebracht.
Wir parken sehr zentral bei der Polizeistation u dürfen hier über Nacht stehen. Zu Fuß spazieren wir über die berühmte, aus Ziegeln gebaute Brücke, "Puente de la Custodia" hinein in die Stadt. Unser Ziel ist heute Abend das Restaurant "del Camino Real" und wir lassen uns das angepriesene 6-Gänge Menue, für einen für deutsche Verhältnisse unschlagbaren Preis, schmecken.
Von Popayan nach San Augustin sind es 132 km. Jedoch nach 10 km Teerstraße beginnt die unbefestigte Gebirgspiste, sie windet sich durch den pitschnassen Hochnebelwald des Purace NP hinauf bis auf 3000 m NN. Etwa eine gute Stunde kommen wir nur im ersten Gang voran. Bei Gegenverkehr mit LKW's müssen wir meist sogar anhalten. In den tiefen Gräben am Straßenrand rinnt überall Wasser von den Berghängen herab.
San Augustin - geheimnisvolle Fundstätten
In vorkolumbianischer Zeit nutzte eine indigene Zivilisation San Augustin als Zeremonienstätte. Viel ist über die San Augustinkultur noch nicht bekannt. Die geheimnisvollen archäologischen Funde von San Augustin sind seit 1995 Unesco-Weltkulturerbe. In den Grabhügeln u steinernen Sarkophagen fand man Wächterstatuen, Götter, Ahnen u Jaguarmenschen mit meist furchteinflößenden Antlitz. Im 1930 gegründeten archäologischen Park sind die Fundstücke zu besichtigen. Als wir zurückkommen werden wir mal wieder von neugierigen LAU.BEinteressenten empfangen.
Auf dem Pferd zu den entlegenen Fundstätten
Einige archäologische Fundstätten von San Augustin sind nur zu Fuß oder mit dem Pferd zu erreichen. Wir entscheiden uns für Pferd. Harold teilt man "Princessa" zu, mein Gaul heißt "Chakira". Jetzt also aufsitzen, die Zügel in der Hand reiten wir zum Dorf hinaus. Auf unbefestigten Wegen geht es in steilem Gelände rauf und runter vorbei an Kaffeefeldern, freilaufenden Hühnern u einsamen Gehöften. Wir besuchen El Tablon mit seinem netten Museum, die Fundstätte La Chaquira im Tal des Rio Magdalena u El Purutal. Diese Stätte wurde erst 1980 entdeckt u an ihren Statuen haften noch Farbreste. Im angrenzenden Wäldchen zeigt uns unser Guide Jorge, die Bäume aus deren Harze die gelbe u rote Farbe gewonnen wurde. Nach 4 Std hoch zu Ross sind wir froh als wir uns auf den Rückweg machen. Jetzt ohne Halt 5 km zurück reiten, wobei Harold's stolze "Princessa" immer die Nase vorn hatte. Es war ein anstrengender Ausritt hoch zu Ross, aber der Natur immer ganz nah.
Trampolin de la Muerte - eine Straße die nie fertig ist
Von San Augustin fahren wir über Mocoa nach Pasto u dazu müssen wir über den Trampolin de la Muerte, angeblich die gefährlichste Straße von Südamerika (... in Südamerika gibt es einige gefährlichste Straßen! ) Bis Mocoa ist die Straße, von einigen Schlaglochern abgesehen, geteert. Auf unbefestigten Wegen durch schön bewaldete Berglandschaft geht es bergauf u wir haben immer wieder schöne Ausblicke. Meist schützt eine Leitplanke vor dem Abgrund. Häufig, sehr häufig ist aber auch nur gelbes Flatterband gespannt. Etwa 6-8 mal müssen wir die überflutete Straße passieren. Immer wieder gibt es Erdrutsche u die ganze Trampolina entlang sind Arbeiter unterwegs um die Straße von Erdrutschen zu befreien u die Regenrinne zu säubern. Um den Gegenverkehr passieren zu lassen, muss man an den Ausweichstellen anhalten.
Wir übernachten oben am Mirador zw einigen LKW's u als wir am nächsten Morgen starten ist dichter Nebel u es beginnt zu regnen. Für ein paar hoffentlich atemberaubende Fotos muss ich, trotz Regen, aussteigen um LAU.BE samt Fahrer in spektakulärer Kulisse vor die Linse zu bekommen. Die Trampolina ist sicher anspruchsvoll zu fahren u fordert volle Konzentration, aber das Naturerlebniss ist es durchaus wert.
Weil die Andenpässe uns nun fortan begleiten, bekommt unsere LAU.BE in Pasto neue Bremsbeläge verpasst u der Keilriemen wird gleich mitgetauscht.
Santuario de Las Lajas
7 km vor der Grenze nach Ecuador liegt der Wallfahrtort Las Lajas. Hoch über dem Fluss an der Flanke eines vertikal aufragenden Felsens steht die die beeindruckende Basilika. Unzählige Votivtafeln der Treppe entlang künden von bereits vollbrachten Wundern. Auf dem Weg zur Basilika kommt man an vielen Devotionalienständen vorbei. Würden zwischendrin nicht Meerschweinchen gegrillt u verkleidete Lamas für Familienfotos angeboten, könnte man sich durchaus in Altötting wähnen.
Nach 3.155 gefahrenen km fahren wir an die Grenze nach Ecuador u verlassen am 11. Aug 2018 Kolumbien.
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