Mexiko Teil 1

 

 

Mexiko 04.Dez. 2017

 

 

4. - 13.12.2017   Baja California Nord - Cocos Corner - La Gringa

 


 

Wir entscheiden uns für Tecate, einen kleinen und nicht so stark frequentierten Grenzübergang, um nach Mexiko einzureisen. Plötzlich kommt der Grenzübergang auf uns zu und wir wissen nicht mal in welche Spur wir uns einreihen sollen. Wir entscheiden uns für die rechte und halten vor einer geschlossenen Schranke, die sich sofort öffnet. Schwer bewaffnete Soldaten stehen zu Hauf am Grenzübergang. Suchend fahren wir ein paar Meter weiter und werden von einem Mann im Trainingsanzug angehalten. Er wirft einen Blick ins Auto und geht wieder. Unsere Reisepässe interessieren ihn nicht. Er winkt uns durch. Wir schauen uns fragend an und wissen nicht, ob wir jetzt tatsächlich schon in Mexiko sind.
Offensichtlich schon!
Aber wir haben weder einen Einreisestempel im Pass, noch die temporäre Einfuhrerlaubnis für die LAU.BE. Also Parkplatz suchen und zurück zur Grenze. Der nächste Beamte schickt uns ein Zimmer weiter zum nächsten Grenzer, der wiederum sagt keine Einfuhrerlaubnis ohne Visum, also wieder zurück ins erste Büro. Dort legt uns ein ziemlich entspannter Grenzbeamter diverse Formulare vor, die zu seiner Zufriedenheit auszufüllen sind. Wir bezahlen die Visagebühren und bekommen die Aufenthaltserlaubnis für ½ Jahr.
Wir sind drin, die LAU.BE noch nicht.
Auf zum nächsten Schalter. In der nächsten Pharmacya sollen wir sämtliche Dokumente kopieren lassen. Machn wir!!! Mit den Kopien zurück zum Grenzbeamten, wieder bezahlen und schon darf auch unsere LAU.BE 10 Jahre in Mexiko unterwegsSEIN!!!
Jipiiii……. wir sind drin in Mexiko, aber sind wir tatsächlich auch raus aus den USA??? Wir haben bisher keinen amerikanischen Zöllner gesehen. Die Mexikaner schicken uns dahin, wo man in die USA einreisen kann. Die Amizöllner sind irritiert, dass wir bei ihnen auftauchen und ausreisen wollen. Ausreisestempel ham sie nicht. Wir entfernen vor den Augen der USA-Zöllner unsere amerikanische Touristenkarte aus dem Pass und sind somit raus aus USA.
Dieser Grenzübertritt war irgendwie einfach, aber dennoch chaotisch!

Baja California Nord – Mexikos Backofen

Baja California erstreckt sich ab der USA Grenze 1300 km gen Süden. Die 30 bis 100 km breite Halbinsel ragt wie ein ausgestreckter Finger ins Meer. Umspült vom Golf von Califonien und vom Pazifik bietet B.C. ungezähmtes Land, Hitze und Einsamkeit.
Mexiko ist wie ein Neubeginn auf unserer Reise! Die Meilen sind jetzt wieder Kilometer, die Gallonen wieder Liter und an den Straßen werden die soft soulders von heftigen Seitenabbrüchen, abgelöst.





Von der Grenzstadt Tecate fahren wir über die MEX 3 entlang der Ruta del Vino an den Pazifik. Die Ruta del Vino wird zunehmend immer bekannter für erstklassige Weine. An dem kleinen Weingut „Bibayoff“ halten wir an, verkosten, kaufen ein paar Flaschen Zinfandel und dürfen hier „overnight“ stehen. Sehr praktisch nach einer Weinprobe und bei einer O Promillegrenze.
Am nächsten Tag fahren wir weiter nach Ensenada. Wir müssen tanken und in Mexiko ist es durchaus noch üblich, dass ein netter Tankwart das erledigt. Auch unseren Wassertank können wir hier kostenfrei auffüllen. Das war in USA nur mit einer handvoll Quarter möglich. In der Banijercito ziehn wir uns am Automaten die ersten Pesos um im gegenüberliegenden Supermarkt noch Lebensmittel einzukaufen.



Welch ein Auftakt in Mexiko - DANK Tiger Woods!!!

Hoch über den Klippen und mit genialer Aussicht auf den Pazifik lassen wir uns auf einem MiniCG mit nur 2-3 Stellplätzen, ohne jegliche Infrastruktur, nieder.
Am nächsten Morgen sitzen wir gemütlich draußen am Pazifik beim Frühstück als ein Jeep neben unserer LAU.BE anhält. Zwei Männer steigen aus. Einer kommt zielstrebig auf uns zu und sagt: „Hey wie geil, ein deutsches Auto, hier?, wie kommt ihr denn hierher?“……...das Übliche, wie schon so oft! Ralf erzählt uns, dass er zu Besuch bei Sonia, einer Mexikanischen Freundin ist und Rubin, Sonia‘s Bruder, ihm nun die Ländereien der Familie zeigen will. Es geht hin und her, Englisch und Deutsch, kurzerhand sagt Rubin: „Kommt doch mit auf mein Land, da ist es wunderschön!“. Auch Ralf hat so Recht keine Ahnung was uns dort erwartet, aber auch er fordert uns auf mitzukommen. Ratz fatz ist der Frühstückstisch abgeräumt, Tisch und Stühle verstaut und wir fahren hinter Rubin her. Nach wenigen Metern ist die Straße durch ein Gittertor versperrt. Rubin sperrt das Tor auf und wechselt mit dem Wachmann, der nebenan in einem Wohnwagen wohnt, ein paar Wort die wir, mangels Spanischkenntnissen, nicht wirklich verstehen. Auf einer unbefestigten Straße geht es hinein in ein mexikanisches Kleinod, in einen wilden Botanischen Garten, hinunter ans Meer. Hier hat die Familie ein kleines Plateau hergerichtet und Rubin lädt uns ein hier zu bleiben, so lange wir wollen. Der Wachmann oben am Tor wüsste Bescheid und wenn wir raus wollen schließt er uns auf. Wow…….welch großzügige Geste, welch ein Auftakt in Mexiko!!!
Rubin will uns das ganze, ca 15 ha große, Areal zeigen und bittet uns in sein Auto. Er fährt an die vorderste Spitze, wir steigen aus und gelangen über eine Hängebrücke zu einem vom Meer umspülten Felsen, auf dem ein hölzernes Sitzplateau befestigt ist. Ein traumhafter Platz !!!
Ein herrlicher Platz zum Beobachten der Pelikane, für den endlosen Blick zum Horizont, zum ewigen Verweilen, für einen laaaaaaangen Kuss bei Sonnenuntergang!!!




Rubin erzählt uns, dass sich Tiger Woods, der bekannte Golfspieler, vor 4/5 Jahren für dieses Land interessiert hat, um hier einen Luxusgolfplatz anzulegen. Dann aber war Tiger Woods mit anderen schäbigen Dingen beschäftigt und der Kauf kam nicht zustande. Welch ein Glück für uns und diese grandiose unberührte Natur. Leider bieten derzeit Amerikanische Investoren Unsummen an Geld um an dieses Land zu kommen, so dass Rubin und seine 4 Geschwister dieses Filetstück der Baja California vermtl. bald verkaufen werden.

 
 

 
Drei Tage verbringen wir an diesem wunderbaren Ort. Das Rauschen des Meeres wird nur von grunsenden Robben unterbrochen. Stundenlang können wir über das Meer segelnden Pelikanen hinterher schauen. Kolibris flattern aufgeregt durch die Luft. Ein Seeadler greift sich im Tiefflug einen Fisch, krallt ihn zwischen seine Krallen und fliegt davon. Immer und immer wieder rollen Wellen heran. Ein nicht enden wollendes Schauspiel.

Von der Pazifikküste geht es nun rüber an die Ostküste von BC, nach San Felipe. Die extrem schmale Straße fordert viel Aufmerksamkeit und schlängelt sich hoch hinauf durch karge Berge und einsame Gegenden. Auch die viel gescholtenen Müllhinterlassenschaften der Mexikaner werden am Straßenrand sichtbar.

 


Auf dem kleinen CG in San Felipe gibt es die nächsten Tage ein nicht verabredetes Sprintertreffen. Heike und Oskar sind schon da, wir gesellen uns dazu und am nächsten Tag kommt ein Paar aus der Schweiz mit ihrem beigen Sprinter noch dazu. In dem kleinen Restaurant am CG, erzählt man uns, wird gut gekocht und wir wollen am Abend dort essen. Das wird dann allerdings auf den nächsten Tag verschoben und wir kochen an diesem Abend selber. Nun sind wir wohl endgültig in Lateinamerika angekommen! Aber Tags drauf werden die drei Sprinterbesatzungen mit einem vorzüglichen mexikanischem Abendessen verwöhnt. Muy rico !!!

 

Unsere heutige Tagesetappe führt uns an der Ostküste gen Süden und beträgt 181 km. Vorbei an bunten Bauruinen, verlassenen Hotels geht es durch knockentrockenes Land. Einige wenige Häuseransiedlungen sind nicht sonderlich einladend. Sobald man die Mex 5 verläßt sind die Straßen staubig und ungeteert und es regnet hier oft Monate lang keinen Tropfen.
Die letzten 30 km dann Schotterstraße!!! Wir sind ja 750 km Dempster Highway, one way, gefahren, also durchaus ein wenig dirt road erprobt. Aber diese Strecke ist anders. Spitze Steine, große Steine , tiefe Löcher, rauf und runter, diese Straße bietet alles und wir kommen nur im 1ten Gang voran. Diese Straße bestätigt einmal mehr warum die neuen Schuhe unserer LAU.BE den schönen Namen „Baja California“ tragen und äußerst robust sind.


Cocos Corner – ist Kult

Vor uns tut sich Cocos Corner auf und wir haben gehört, das man da unbedingt anhalten und ein Bier trinken soll. Als wir vorfahren ruft uns schon eine Männerstimme zu, wir sollen das Tor ( ein roter Baustellenzaun ) öffnen und ganz nach hinten fahren, denn da sei es am ruhigsten.
Ja, wo sind wir denn hier abgestiegen??? Hunderte am Zaun recycled Blechdosen liefern ein durch den Wind getriebenes Begrüßungskonzert. Eine Kunstinstallation, aus mehreren zum Kreis formierten Toilettenschüsseln, zieren die Mitte des Grundstücks. Vertrocknete Kakteenhölzer taugen als Zaunlatten und säumen den Platz.
Coco ein 80jähriger Mann, beide Beine Unterschenkel amputiert, sitzt im Rollstuhl und lebt hier in einer echten Bretterbude. Er erwartet uns an der Tür und bittet uns hinein. In der rechten Ecke steht ein Bett, in der Mitte des Raumes ein Tisch, umfunktioniert aus einer riesengroßen hölzernen Kabeltrommel. An die Decke sind Damendessous in allen Farben, Formen und Größen genagelt.In der linken Ecke des Hauses hängt verschiedes Werkzeug und es gibt noch so etwas ähnliches wie eine Küche.
Coco bringt uns Dosenbier, das ist sein kleiner Zuverdienst und holt gleich sein Gästebuch (so groß wie unsere alten Telefonbücher ) aus der Schublade. Die Einträge sind International und quer über alle Kontinente machen die Leute halt bei Coco. Mehrere Zeitungsartikel an der Wand belegen seine Popularität. Freudestrahlend berichtet er, dass sich in den nächsten Wochen ein Fernsehteam für einen Dreh bei Cocos Corner angekündigt hat.




 
Eine große Herzlichkeit geht von Coco aus, aber auch der Schalk sitzt ihm im Nacken. Wir fragen ob wir über Nacht hier stehen bleiben dürfen und ob ich ihn zum Essen einladen darf. Er bejaht beides!
Am nächsten Morgen als wir uns von Coco verabschieden, sitzen schon wieder 3 Leute am Kabeltrommeltisch und Coco mittendrin. Am Herd steht ein Truckerfahrer und brät Spiegeleier.
Cocos Corner ist eine Institution an der Mex 5 und Coco hat uns schwer beeindruckt. Seine Rente, ca. 150 €, gibt Coco großzügig an einen Freund weiter, weil er hat ja alles was er braucht, berichtet er zufrieden. Mit seinem offenen Haus entgeht Coco vermutlich großer Einsamkeit, wird hin und wieder bekocht und ist immer unterhalten. Geniale Idee gegen Einsamkeit im Alter?!
Draußen, vor Cocos Haustür, quälen sich die ersten LKW‘s im Schritttempo über die dirt road und wir müssen hinter her. Noch einmal haben wir 20/25 km vor uns. Die Straße wird neu gebaut und es sind rießige Maschinen im Einsatz. Jeder Stein wird umgedreht. Wg der extremen Staubentwicklung in dieser kargen Region sitzen alle Arbeiter ziemlich vermummt auf ihren Monstermaschinen.
Nun wird die Landschaft wieder etwas grüner und es tauchen Saguaro Kakteen auf. Die kennen wir bereits aus Arizona, doch die hier stehen dicht gedrängt, sind oft verletzt und sehen rauher, schroffer, derber aus. Dazu gesellen sich die extravaganten, außergewöhnlichen Ciriobäume, die sehen aus wie übergroße, umgedrehte Pastinaken. Echt lustig anzuschaun und mit Stacheln, so groß wie Zahnstocher. Irgendwie kommt hier keine Pflanze ohne Stacheln durchs Leben!!!

 
 
 
 

Bahia La Gringa

Bald ist das Meer in Sicht und wir fahren in die Bucht von La Gringa. Am ersten CG will der Bursche 200 Pesos pro Person, ziemlich abgehoben. Das ist einen zweiten Versuch wert und wir fahren bis ans Ende der Bucht. Hier stehen an einem schönen Kiesstrand 4-5 andere Camper und auch für uns ist noch massig Platz.
Schnell ist die LAU.BE eingeparkt und das unterwegsSEIN kann beginnen!!!
Nach unglaublich faszinierenden ca ??? 20 amerikanischen Nationalparks, 4 Nationalen Monumenten und 5 State Parks hat es einige Tage gedauert, bis wir diesen NPrun runter gefahren hatten. Seit 10 Tagen in Mexiko, fahren wir von einer schönen Bucht zur Anderen, verlängern einen Tag um den anderen mit süßem NICHTSTUN!!!


Jetzt drängt uns kein angekündigter Schneefall im Yellowstone NP morgens um 7 Uhr raus. Jetzt ist unterwegsSEIN vorranging und das ist gut so !!!
Fernglas raus und in die Gegend glotzen, auch das braucht Zeit. Dabei tut sich am Strand ein roter Streifen auf. Bei näherem Hinsehen und Strand wandern, tut sich etwas unglaubliches, fast unbeschreiblich Schönes auf.
Gefühlte 187 Seesterne, rote, rötliche, rosa farbene, orange Seesterne schaukeln im Wasser. Und jetzt folgen faszinierenden Fotos.






 

DAS sind am 13. Dezember 2017 UNSERE Weihnachtssterne auf der Baja Califonia !!!!

In selbiger Nacht fallen dann auch noch die Sterne vom Himmel!!! Mit Heike und Oskar sitzen wir draußen und wetteifern um die nächste Sternschnuppe. Es ist echt was los da oben am Sternenhimmel. Eine Sternschnuppe jagt die andere.
(See)Sterne am Strand, Stern(schnuppen) am nächtlichen Himmel – mehr Sterne geht nicht!!!