Zentralamerika Teil 2

El Salvador - Honduras - Nicaragua

7. - 17. Mai 2018




El Salvador, ungefähr so groß wie Hessen, ist das kleinste Land Zentralamerikas mit der gleichzeitig höchsten Bevölkerungsdichte. Es liegt in einem Erdbebengebiet u ist geprägt durch eine Kette von Vulkanen. El S. hat nur 1 % Indigene Bevölkerung u in den 1930er Jahren wurde das Tragen traditioneller Trachten u das Sprechen indigener Sprachen zum Überlebensrisiko. Indigene waren gezwungen ihre Identität aufzugeben, so dass heute keine indigenen Sprachen mehr von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben werden.

48 % der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. In den USA sind Einwanderer aus El Salvador die sechstgrößte Einwanderungsgruppe.

El Salvador hat heute mit 1,9 Kindern pro Frau die niedrigste Geburtenrate Zentralamerikas.

EL S.hat weltweit die höchste Rate an Morden u liegt damit seit 2015 vor Honduras. Pro 100.000 EW gibt es 105 Morde. Der weltweite Vergleich liegt bei 6,2 pro 100.000 EW. Es gibt in El S. eine sehr hohe Bandenkriminalität die sich überwiegend aus den Rückwanderern der salvadorianischen Migranten rekrutiert. Man geht davon aus, dass ca. 60.000 Jugendliche in Bandenkriminalität organisiert sind.

Am Grenzübergang treffen wir auf einen freundlichen Grenzbeamten, der gleich auf seinem Handy nach Deutschen Biersorten googelt. Alle Pässe müssen in der Kopierstube nebenan kopiert werden u im nächsten Gebäude tippt erneut ein Beamter Buchstaben für Buchstaben ab. Nach 1 ½ Std ist auch diese Einreise geschafft. An der schönen Laguna Verde, einem Kratersee inmitten dampfendem Dschungels, lassen wir den Tag ausklingen



  




Ruta de las Flores

 




Auf der Ruta de las Flores werden hinter natürlichen Zäunen und Hecken erste Kaffefelder sichtbar. Baumgroße rosafarbene und gelbe Engelstrompeten am Wegesrand, erinnern mich an meine Oma Gunda. Die musste sie täglich immer 2mal reichlich gießen, sonst wären die Engelstrompeten nie so prächtig gediehen. Doch zu derartigen Exemplaren hat Oma Gunda es dennoch nie gebracht

An zwei Kaffee Fincas halten wir an und fragen nach einer Besichtigung. Doch da weiß man nicht so recht, was man mit uns anstellen soll u wir vertrösten uns auf den Besuch einer Kaffee Finca in Kolumbien. Auch hier ist spürbar, dass El Salvador in Sachen Tourismus weit hinter den anderen Zentralamerikanischen Ländern hinterher hinkt.





Apanaeca - die Stadt am karrierten Berg




Diese Kleinstadt besticht durch viele bunt bemalte Häuser u ihrer Lage vor dem karrierten Berg. Die sensiblen Kaffeepflanzen werden an den Berghängen offensichtlich von umgebenden Hecken geschützt, was aus der Ferne diesen karrierten Berg erscheinen lässt. Bei einem Spaziergang durch die Straßen von Apaneca versorgen wir uns mit frischem Obst u Gemüse und fahren weiter an die Pazifikküste nach El Sunzal.



 
 

 

 


Wie erwartet ist es schon fast unangenehm heiß u die Stimmung am Strand nicht sehr einladend. Da genießen wir für ein paar Tage das Privileg auf der “Rancho Carolina” einen Pool zu haben.
Inzw. sind Denise u Stefan, die beiden Schweizer, zu uns gestoßen u wir beratschlagen die gemeinsame Weiterreise durch Honduras.



In diese Entscheidung spielen auch immer wieder die zunehmenden Unruhen in Nicaragua mit hinein. So ist dann der 13.Mai der Tag, an dem wir 2 Grenzübertritte bestreiten. Für die Fahrt durch Honduras wählen wir die kürzeste Route und sind in 3 Std an der Grenze nach Nicaragua. Der Zöllner erkennt an unserem Einreisestempel,dass wir soeben erst eingereist sind und bedauert sehr, dass wir sein schönes Land schon wieder verlassen.







 Nicaragua

13. - 17.5.2018





Der Wahlspruch Nicaragua’s lautet “Pro Mundi Beneficio” und heißt “Zum Wohle der Welt”. Da klaffen Anspruch und Wirklichkeit derzeit weit auseinander.

N. wird parallel zur Pazifikküste von einer Kette aktiver Vulkane durchzogen, weshalb es auch das Land der tausend Vulkane genannt wird. Im Norden grenzt N. an Honduras, im Süden an Costa Rica, im Westen an den Pazifik u im Osten an die Karibik. Zwei große Binnenseen, der Managuasee und der riesige Nicaraguasee, bestimmen die Geografie. Der Osten des Landes zur Karibikküste wird von einem großen Regenwaldgebiet, mit ganz wenig Infrastruktur, geprägt.

N. gehört zu den ärmsten Ländern der Welt u gilt als Entwicklungsland. 50 % der Bevölkerung leben in Armut, bei der Landbevölkerung steigt der Anteil sogar auf 70 %. Die Gründe für die schlechte Wirtschaftslage sind vielfältig, auch Naturkatastrophen sind dafür verantwortlich. Im Oktober 1998 wütete ein Hurrikan über Mittelamerika u richtete in N. schwere Schäden an. 4000 Menschen kamen dabei zu Tode. Korruption ist ebenfalls ein großes Problem. N. ist nach Venezuela das zweitkorrupteste Land Lateinamerikas.


Aktuelle politische Situation:

Im April 2018 beschloss Präsident Ortega die Sozialversicherung mit einer 5 %igen Rentenkürzung zu entlasten, was umgehend zu Demonstrationen in allen Städten und Landesteilen führte. Die Demonstrationen richteten sich gegen den Clan um den korrupten Präsidenten. Proteste gegen willkürliche Enteignungen bei der Vorbereitung des geplanten Nicaragua-Kanals kamen hinzu.
Bereits im April wurden 29 Menschen getötet. Die Demonstrationen hielten wochenlang an u forderten beim Angriff der regierungsnahen Aktivisten gegen die demonstrierenden Studenten, erneut Todesopfer. Inzw hat Ortega die Sozialreformen zurück genommen, aber seinen immer wieder geforderten Rücktritt lehnt er nach wie vor ab. Seit Mitte April ist in Nicaragua alles anders. Das Land steht inzw. am Rande eines Bürgerkrieges und Amnesty International spricht von 130 Todesopfern.







Somoto Canyon

 

 



Der Somoto Canyon wurde erst 2004 entdeckt u ist eine wilde Naturschönheit, noch ziemlich unentdeckt vom Tourismus.
Auf einer lauschigen Wiese mit Outdoorduschen in grandiosen Palmblätterkabinen richten wir uns gemütlich ein. Eine schweißtreibende Wanderung, zunächst über den Rio Coco balancierend, führt uns hinauf zum Mirador. Von hier oben hat man nach beiden Seiten hin einen schönen Blick in den Canon u in eine noch einsame Gegend.





 

 

 


Unter den Overlandern gehen besorgte Nachrichten über die Lage im Land hin und her. Jeder teilt seine Meinung und aktuelle Erfahrungen vor Ort, im Netz mit. Auch wir haben uns bereits Mitte April beim Auswärtigen Amt als Reisende registrieren lassen um Veränderungen umgehend zu erfahren u entsprechend reagieren zu können.

Und auch heute abend geht die Diskussion unter uns sechs Overlandern wieder darum:
Wie können wir in der derzeitigen Situation durch Nicaragua reisen und zumind. ein paar Highlights des Landes  besuchen?
Unser nächstes Ziel ist Leon, eine Universitätsstadt u Zentrum des Widerstands. Wir starten gegen 9 Uhr u 2 Std später landen wir an der ersten Straßenblockade. Schnell spricht sich herum, dass man nicht konkret weiß, wann der Verkehr wieder rollt, aber die Sperre immer mal wieder geöffnet wird. Auch gegen Hunger u Durst ist gesorgt, denn im Nu gehen Straßenverkäufer an der Autoschlange entlangen u verkaufen Gebäck u Getränke. Nach 30 - 40 min rollt der Verkehr wieder u wir passieren die Straßensperre. Qualmende u verbrannte Autoreifen liegen zw Geäst auf der Straße. Steinhaufen liegen bereit u vermummte Jugendliche mit selbstgebauten Mörsern winken uns durch. In dieser Situton trauen wir uns nicht zu fotografieren u sind froh unbehelligt weiter fahren zu können.




 LEÒN 

 

 


Auf der schönen "Rancho Los Alpinas"  lassen wir vorsichtshalber die LAU.BE stehen u fahren mit dem Taxi nach Leòn. Die Stadt ( 160.000 EW ) gilt als das intellektuelle Zentrum des Landes u war Ausgangspunkt der Revolutionskämpfe 1978/79. Wir sind gespannt was uns in Leon erwartet?




 

 
 

 
 
 



Wir steigen auf das Dach der weißen Kathedrale u haben einen schönen Rundumblick auf die Stadt. Im Dichtercafe gegenüber machen wir Pause wo gerade im TV die Gespräche zw allen relevanten Gruppen u Präsident Ortega gesendet werden. Auch auf dem Platz vor der Kathedrale, in den Straßen u an Plätzen ist von Unruhen nichts zu spüren.



 




 
Bereits am späten Nachmittag machen erneut unschöne Nachrichten von anderen Reisenden die Runde. Zw. den Städten Managu und Granada, in der Region Masaya, hingen heute morgen zwei Overlander an Straßensperren fest u konnten nur über Umwege von Einheimischen hinaus geleitet werden. "Verlasst dieses Land"sagen die Einheimischen. Von Hamsterkäufen u Generalsteik ist die Rede. Die Situation kann sich stündlich ändern u 100 km weiter schon wieder eine ganz Andere sein.
Die Vernunft siegt u wir entscheiden morgen auf direktem Weg Nicaragua zu verlassen. Alles andere macht derzeit keinen Sinn.  

Wir umfahren die Stadt Managua großräumig u geraten dennoch in eine Straßensperre. Wieder brennen Autoreifen, Baumstämme liegen quer u niemand weiß, wann die Straße wieder frei gegeben wird. Immer alles nur Gerüchte! Wir sind durch und froh, unbeschadet davon gekommen zu sein. Es folgen noch zwei weitere Straßensperren, die nach ähnlichem Muster ablaufen.

Etwa 100 km weiter, erneut eine Straßensperre, diesmal durch vier Polizisten. Der erste Polizist behauptet, nach der üblichen Kontrolle der Fahrzeugpapier, wir wären in Schlangenlinien gefahren u sollten deshalb 100 U$ bezahlen. Was er da wohl gesehen hat? Ab sofort verstehen wir kein Wort Spanisch, der Polizist spricht kein Englisch u wir haben auch keinerlei Bargeld. Wenn wir was bezahlen sollen, dann tun wir das gerne mit Kreditkarte oder an der nahen Grenze. Nein, mit Kreditkarte zahlen geht bei ihm nicht, aber wir könnten doch zurück nach Managua fahren. Wir erwiedern, er möge uns doch einen Strafzettel ausstellen, den wir an der Grenze dann bezahlen werden. Der erste Beamte gibt auf u nun geht das gleiche Spiel mit seinem Kollegen weiter. Alle vier Polizisten versuchen sich nach einander, bis auch der letzte begiffen hat, dass sie an unser Geld mit solch fadenscheinigen Argumenten doch nicht so einfach kommen. Entmutig lässt man uns fahren. Das war unsere erste Begegnung mit korrupten Polizisten.




1 Jahr unterwegsSEIN in der LAU.BE

 




Am 17. Mai, unserem 1 jährigen unterwegsSEIN, verlassen wir Nicaragu und reisen nach Costa Rica ein, wo uns ein freundlicher Grenzbeamter gleich mit einem strahlenden  PURA VIDA ( heißt pures, pralles Leben ) begrüßt.

In unserem ersten Jahr unterwegsSEIN haben wir 9 spannende Länder bereist, eine überraschende Vielzahl von anderen Overlandern getroffen und unsere LAU.BE ist uns fahrende Heimat geworden.


Casa en terra ajena...........in der Fremde zuHause!!!



 


Über endlose kanadische Autobahnen, den berüchtigten Dempster Highway rauf u runter, die wenigen Straßen Alaskas, die perfekten amerikanischen Highway's, entlag der vermüllten mexikanischen Straßen, 240 km Teerstraße durch Belize, spektakuläre Serpentinen in Guatemala, überraschend gute Straßen in El Salvador, auf kürzestem Weg durch Honduras, durch die brennenden Barrikaden Nicaraguas..........macht 48.867 km auf dem LAU.BE Tacho. Teerstraßen u eckelhafte Rumpelpisten haben der LAU.BE allerhand abverlangt. Mit neuer Kupplung, aus Deutschland eingeflogen, frisch gewickelter Lichtmaschine, neuer Batterie u einem Satz exquisiter AllTerrain Reifen wurde die LAU.BE gepimpert u bei Laune gehalten.
Ungefähr 1.200 schlappe km durch das läppische Kanada bin ich gefahren! Bleiben 47.667 km für Harold. Weil er einfach ein "Götter"/göttlicher Fahrer ist wird das sicher so bleiben!!!
Ich bin im Navigieren durch all die Länder, mit Reiseplanung u Stellplatzsuche inzw so erfahren, dass Harold sowieso nicht tauschen möchte.
Wir haben noch keine Sekunde bereut zu diesem Abenteuer aufgebrochen zu sein u die Neugierde auf Südamerika wächst mit jedem Schmöckern im nächsten Reiseführer.




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