Kanada Teil 5 ... DawsonCity/60.Agnes/Dempster HWY

 

28.6. - 10.7.2017

Dawson City - Agnes wird SECHZIG - Dempster Hwy


Kanada feiert


60 Jahre AGNES -75 Jahre Alaska Highway -150 Jahre Kanada


Dawson City empfängt uns bunt und man spricht bereits am 2. Juli in Dawson über meinen Geburtstag! Mega bunte Häuser an ungeteerten Straßen, aufgereiht wie Perlen in der geschichtsträchtigen Goldgräberstadt. Skurrile Typen und auffällig viele junge Leute geistern durch die Stadt. Noch zu hause, vor mehr als 2 Jahren haben wir beschlossen, hier meinen 60. Geburtstag zu feiern. Inzw sind wir 6 Wo unterwegs und wollen hier mehrere Tage verweilen. Mit der Fähre setzten wir auf dem Yukon über und lassen uns, auf einem traumhaft schönen Government CG mit Blick auf den Yukon nieder. Harold kümmert sich um das Feuer, ich werfe Spaghettis ins Wasser und checke nebenbei whatsapps. Da ploppt gleich die Nachricht von Margit und Gerhard auf: „Sind grad in Dawson City angekommen, können wir uns sehen?“ Die beiden haben wir vor 2-3 Wo. beim “aussichtslosen Bisontrail“ im Elk Island NP kennen gelernt und nichts ahnend, zu meinem Geburtstag nach Dawson City eingeladen. Der CG ist wg dem Wochenende rammelvoll. Aber die Plätze sind in Kanada derart groß, dass man mit „vernünftigen“Wohnmobilen durchaus auch mit zwei RV‘s stehen kann. Tatsächlich ist für die beiden kein Platz mehr frei und sie stellen sich bei uns unter; UND die Spaghettis fertig. Wir stellen noch zwei Teller dazu und bitten zu Tisch, was Margit und Gerhard, nach langer Fahrt, dankbar annehmen. Wir tauschen Reiseerfahrungen aus und die beiden bekräftigen, meinen Geburtstag mit uns feiern zu wollen.


Wir ruhen uns am nächsten Tag aus. Margit und Gerhard, die beiden Österreicher machen sich auf nach DC und gehen zu allererst in die Touri Info. Dort gibt es die üblichen Infos, und weit mehr wichtiger ist inzw., das dort mäßig performante, aber immerhin, Internet. Und man trifft, in der Regel, auf Landsleute. Margit und Gerhard treffen dort auf die Wiener, Michaela und Günter. Sie tauschen die nächsten Reiseziele aus und erwähnen, dass sie aber vorher erst noch EINEN 60ten feiern müssen!“Ihr auch?“ sagt Gerhard. „Aber neeet mit der Agnes, oder?“, fragt Günter?


Doch, mit der Agnes! Verrückt, echt!!! Michaela und Günter haben wir in den Liard Hot Springs getroffen u erwähnt, dass wir in DC………………! Da treffen sich bis dato unbekannte Leute in der Touri Info in Dawson City um fest zu stellen, dass sie 2 Tage später gemeinsam MEINEN 60. Geburtstag feiern. Ist das Dawson City???, ein wenig schon und immer skurril!


Am Abends des 3. Juli schüren wir das Lagerfeuer an und teilen den eintreffenden Gästen mit, dass die Feierlichkeiten OHNE Alkohol stafttfinden !!! Weil der Liquer Store So und Mo regulär zu hat und wg dem Kanadaday zusätzlich am SA geschlossen hatte, kommen wir nicht an Alkohol. Ich sehe das sportlich, stelle mich der Überraschung und kreiere alkoholfreien Mojito oder, man könnte es auch „homemade Limonade“ nennen. Doch kurz vor Zwölf kommt Michaela mit einem Rest Whiskey. Welch wunderbare Überraschung und zum Anstoßen reicht das allemal.


Ich richte noch mein goldenes Krönchen zurecht und WUSCH……. bin ich SECHZIG!!!


Durchaus, ein außergewöhnlicher Geburtstag! Wir, beim unterwegsSEIN!!!, bei Tageslicht und doch Nachts, ohne großes Bimbamborium, mit mehr oder weniger Bekannten anzustoßen, das nennt man Überraschungen. Es war einfach HERRLICH!


Und weil all die lieben Menschen daheim 8 Std Zeitvorsprung haben und in erster Linie mein Leben ausmachen, bin ich neugierig und voller Vorfreude auf deren Glückwünsche, die ich mir im Internet abhole. Und WAS Ihr euch alles habt einfallen lassen!!! per Whats App, per Email, per Videokonferenz aus dem heimatlichen Steigerwald ( zum Wegschmeissen, HERRLICH! ), per Telefon, aus Mittel-, Ober-, Unterfranken, aus ganz Bayern, ja sogar aus der ganzen BRD, auf Schwyzerdütsch, aus dem grandiosen PURA VIDA Costa Rica und ganz besonders HERZIG aus Bali, „Happy Birthday“ in Sand geschrieben. 





DANKE, DANKE, DANKE für die guten Wünsche für Mich und meine Gesundheit und dass ich doch bitte so, ( SO ??? ) bleiben soll! Ich versprechs!!!
Am 4. Juli gehen dann alle Mann/Frau erstmal duschen und treffen sich anschl. FEIN in Jeans u. u., um gemeinsam Essen zu gehen. Für mich ist ein ordentlicher BURGER Pflicht und den darf ich in diesem Lokal sogar mit Messser und Gabel essen.
Anschließend schlendern wir durch die staubigen Gassen in Dawson City und kehren auf ein Bier im rosafarbenen Westminster Hotel ein. Harold und ich sind 2 Tage vorher bereits hier hängen geblieben. Wir haben die Livemusic von Harmonic Georg genossen, einfach nur verrückt die Hütte!!! Schaut selber das Video an!
Um 24 Uhr steht die Mitternachtsshow bei „Diamont Tooth Gerties“, der legändären Gamblinghale der Goldschürfer, auf dem Programm. Mit einer erfrischenden Show an einem schrägen Ort endet mein SECHZIGSTER GeburtsTAG! Außergewöhnlich und echt super!










Dawson City - muss man erfahren!!!


Mit 1879 Einw. eigentlich ein echtes „Kaff“ und dennoch die drittgrößte Stadt im Yukon. Entstanden aus einer Indianersiedlung, groß geworden während des Goldrausches 1898.
DC liegt spektakulär am Zusammenfluß von Klondike und Yukon. Bis heute hat sich DC, trotz klimatischer Extreme, seine Individualität erhalten. Noch heute schürfen über 100 Familienbetriebe in der Umgebung nach Gold. Den Höhepunkt der Skurrilität dort bietet ein Cocktail im Downtownhotel: 
You can drink it fast, you can drink it slow, but your lips have got to touch the toe !!!“
 so drinkt man den Sourdough Cocktail, den wir dann doch ausgelassen haben.Wobei der heutige Zeh nicht mehr orginal ist, mehrfach wurde er verschluckt, geklaut oder er ist über den Winter vergammelt……..!








Kanada Day


Jedes Jahr am 1. Juli feiert sich Kanada, mit dem Kanada Day, selber. Dieses Jahr ganz besonders, weil es das 150. Mal ist. Auch wir kommen in den Jubiläumsgenuss, denn die Eintritte in alle kanadischen NP sind 2017 kostenfrei. HURRA!!!
Zum Kanada Day formiert sich ein Festzug aus allen aktiven Gruppen und zieht durch die Stadt. Uns haben die menschlichen Bieber und deren Bieberbau am allermeisten beeindruckt. Mit Kind und Kegel und Stolz, mit ihren rot/weißen Kanadafahnen geschmückt, waren die Kanadier bei der Sache.





Bonanza Creek


ursprünglich hieß dieser Bach „rabbit creek“, aber dann fand 1896 John Carmacks mit seinen Freunden soviel Gold , dass sie innerhalb eines Winters zu reichen Leuten wurden und den Bach in Bonanza Creek umbenannten. Das war auch der Auslöser für den Goldrausch.
(…….nur so nebenbei bemerkt…….es ist 1.36 Uhr !!!, wir sitzen ohne Licht!!!, bei geöffneten Türen, 25 C Außentemperatur, wohlbehütet hinter Fliegengittern!!! in unserer LAU.BE, ca. 50 km nördlich des Polarkreises auf dem Dempster Highway und warten auf den SONNEN UNTERGANG……….)
………...nun weiter im Blog!!!
Von Dawson aus machen wir einen Ausflug auf die Goldfields am Bonanza Creek. Wir sind beeindruckt von der durchwühlten Landschaft entlang des Flusses. Auf der Suche nach Gold scheint hier jeder Stein einmal umgedreht. Wir begegnen der Vergangenheit des Goldrausches in Form der „Dredge Nr.4“, der größten jemals gebauten Goldwaschanlage. Wie ein Dinosaurier aus längst vergangenen Zeiten liegt sie da. Beeindruckend! Zeitzeuge der ersten industriellen Goldgewinnung. Für uns unvorstellbar, wie man von Hand Gold geschürft hat.
Die noch immer anhaltende Faszination des Goldwaschens erleben wir einige km weiter am Bonanza Creek, denn hier ist ein Claim für alle heutigen Goldschürfer frei gegeben. Mit großer Ernsthaftigkeit stehen noch immer Menschen mit Goldpannings am Ufer des Bonanza Creek und versuchen ihr Glück. Ein Kanadier überlässt nichts dem Zufall und packt seinen Metalldetector aus………, wir fahren weiter. Den ganzen Bonanza Creek entlang sind professionelle Goldgräber mit schwerem Gerät beschäftigt und holen noch immer jährlich mehrere Tonnen Gold aus diesem historischen Boden.







Dempster Highway – wie did the dempster!!!

We did the dempster“!!!, das schmiert man an die verdreckte Karosse, wenn man den Dempster bezwungen hat. Dempster bedeutet 736 km gravel road!, one way!!!,wohl gemerkt!!!!
Was ham wir nicht alles gehört?! Wenn ihr den Dempster fahrt, braucht ihr mindstends:
2 Ersatzreifen, ein Steinschlagshot für die Frontscheibe, Schutzfolien über die Scheinwerfer und gut wäre natürlich: Allrad!, von all dem gut gemeinten haben wir lediglich 1 !!! Ersatzreifen und wagen den Dempster trotzdem!!!
BREATHTAKING, ist diese Landschaft entlang des Dempster……..ein nicht endend wollender Landschaftsfilm läuft vor uns ab. Um DAS zu beschreiben, fehlen mir tatsächlich die Worte.
Der DHW ist die einzige Straße, die in den Norden Kanadas führt und dabei den Polarkreis überquert. Er endet im Sommer in Inuvik und im Winter führt die Straße, nur als Eisroad befahrbar, über den zugefrorenen Mackenzie River, in Tuktukjatuk.
Gravel Road fahren ist dann doch anstrendend und ich löse Harold ab. Der nutzt indes die Möglichkeit einem undefinierten Geräusch in oder außerhalb der LAU.BE, nach zu spüren. D.H. er ist mit seinem Kopf mehr außen hängend unterwegs. Ich hab jedenfalls nix gehört, oder vielleicht auch nix hören wollen und habe mich ganz auf die dempster gravel konzentriert! Zunächst ordnet Harold an, dass die Gasflasche ordentlich fest gezurrt werden muss. Das allerdings ändert nichts an den undefinierbaren Geräuschen und Harold ist nach wie vor mit Fehleranalyse beschäftigt. Als wir einen „overnight“, Platz gefunden haben, wirft er sich sorgenvoll unter die LAU.BE. Diagnose: die LAU.BE kränkelt!!!, an der Hinterachse ist die Halterung für den Stabilisator abgerissen, vermtl kommen daher die Schlaggeräusche. Wir entscheiden im 180 km entfernten Eagle Plains einen Fachmann hinzu zuziehen. Eagle Plains heißt, hier kann man spartanisch übernachten, bekommt Gas, Benzin, Diesel und ein Schraubenzieher kündigt eine kompetente KFZWerkstatt an. Der Cowboy wirft aus den Knien einen Blick unter unser Auto und sagt: „ It's broken!“, aber wir könnten noch locker weiter fahren, bräuchten aber Spezialersatzteile von Mercedes.Wir fahren zunächst mal rechts ran, kochen einen Kafffeee und beratschlagen wie es weiter gehen soll.
Wir entscheiden, noch bis zum 46 km entfernten Arctic Circle zu fahren und dann um zu drehen.
Am Arctic Circle angekommen sind wir erneut sprachlos ob der überwältigenden Landschaft und des grandiosen Ausblicks. Wir sind ganz alleine an diesem spektakulären Ort und so ist Harold mutig und gleichzeitig beunruhigt wg unserem ungeklärtem Geräusch im Auto. Erneut wirft er sich unter die Hinterachse der LAU.BE und stellt fest, dass wohl nix dramatisches passieren könnte. UND wir beschließen den Dempster bis nach Inuvik zu Ende zu fahren. 
Die 3 tägige Fahrt hierher war ausschließlich von Sonnenschein begleitet und in Inuvik haben wir unglaubliche, sonnige 30 C. Uns wird bewusst, dass wir hier am nördlichsten Punkt unserer Reise sind und von nun an geht es nur noch gen Süden auf der Panamericana !

Inuvik hat außer der weißen Iglukirche, der Nothredame des Nordens und einer heißen Dusche nichts weiter zu bieten. Die Straßen sind staubig, auffällig viele Menschen sind dem Alkohol und Drogen zu geneigt, vom rauhen Klima im Norden gezeichnet.
Auf unserem Rückweg vermissen wir die Sonne und wollen die Strecke in 2 Tagen zurück legen. Auf der Hälfte der Strecke, in Eagle Plain steht ein Pick up quer, daran lehnt ein Schild „road closed, fire“!!! Wir kehren ins roadhous ein und treffen auf andere Gestrandete. Die Kneipe ist voll mit skurrilen Gästen, Feuerwehrlern und Forstranchern. Dort sehen wir in den Nachrichten, dass in B.C. 160 Brände wüten und bereits evakuiert wird. Nach einem Internetcheck und nem Bier ziehen wir uns in die LAU.BE zurück. Die Tür noch nicht zu, spricht uns ein junger Mann an: „LAU, was ist das für ein Kennzeichen?“ Ich sag ihm: „ LAU, steht für Landkreis Nürnberger Land und ist für Nürnberg wie STA, Starnberg für die Münchner!“ Cool, eh! OK, bei Feucht, Autobahnkreuz, alles klar! …….und wie kommt euer Auto hierher?, das Übliche. Kurzum, sitzen die beiden Münchner Abiturienten auf großer Kanadatour, bei uns im WoMo am Tisch und wir kommen bei Bier und Wein ins Ratschen. Sie wohnen Nähe Agricolastraße, ach geh………., wir ham 1990 Schifferlstraße gewohnt. Lisa hat am Agricolaplatz im Sandkasten gespielt, während Marius im Kinderwagen geratzt hat. Alte Zeiten werden blitzschnell präsent. Konstantin und Simon pennen im Pick up und da lädt mein Mutterherz, die beiden für den nächsten Morgen zum Frühstück, mit Ei, in die LAU.BE ein. So nette Jungs, die beiden!!! 
 
Ab 8.30 Uhr wird der HW für den Verkehr frei gegeben und wir machen uns auf, die letzten km auf dem Dempster zu fahren. Ca. 40 km entlang der Straße sind rechts und links Brandnester zu sehen, Rauchschwaden steigen auf, dieser ecklige, Angst einflösende, Brandgeruch liegt schwer in der Luft. Das Wetter hat umgeschlagen, es ist bewölkt und auch unsere Stimmung nicht mehr so sonnig. Diese jährlichen Buschbrände gehören hier zum Kreislauf der Natur und die Kanadier wissen damit umzugehen. Mitten des Weges, schreckt uns nun ein Steinschlag gegen die Frontscheibe hoch. Ja, die Scheibe hat einen ca. 4 cm großen Riss, wir resümieren, da stürzt sich in unvorstellbarer Geschwindigkeit ein Tanklastzug den Dempster hinunter. In weiser Vorraussicht bringt Harold die LAU.BE zum Stehen und trotzdem haben wir einen 2ten Steinschlag zu verzeichnen. Und nun, zu CarGlass???, oder machen die Hausbesuche auf dem Dempster??? Wir bringen vorschriftsmäßig unser Reparaturset zum Einsatz und sind uns bewußt, dass das nicht die letzten Einschläge entlang der PA waren. 

Nach 2 Tagen kommen wir kurz vor Dawson City an und schmieren zu Recht an unser herzallerliebstes Gefährt:“ LAU.BE did the dempster !!!“
DER Dempster, noch immer eine Herausforderung an Mensch und Material, aber eine lohnende und unvergessliche!