17.1. - 2.3.2018
Barranca del Cobre - Zacatecas - Guanajuato
Barranca del Cobre
Eine in Nordmexiko gelegene Gebirgsformation der Sierra
Madre Occidental, die durch starken Flusslauf und tecktonische
Bewegungen entstand, ist von atemberaubender Natur. Das auf etwa
25.000 qkm bis zu 1800 m tiefe und 50 km lange Schluchtensystem ist
viermal so groß wie der Grand Canyon in USA. Ein Labyrinth aus
sieben Schluchten bedeckt das Gebiet. Der Name Barranca del Cobre
geht auf die Spanier zurück, die das grünliche Schimmern der
Flechten irrtümlich für Kupfer hielten. Am Boden des Canyons
wachsen tropische Früchte und im oberen Bereich gibt es alpine
Vegetation und im Winter schneit es oft.
Man kann die Region auch mit dem Auto besuchen, doch
eine Fahrt mit dem "El Chepe" ( die spanisch
ausgesprochenen Anfangsbuchstaben von Chihuahua und Pacifico ) ist
hier eine besondere Attraktion. Die 656 km lange Eisenbahnstrecke vom
mexikanischen Hochland bis fast an die Pazifikküste führt über 37
Brücken, 86 Tunnels und zählt mit 60 J. Bauzeit zur Meisterleistung
mexikanischer Ingenieurskunst.
"Wer hier mit dem Auto fährt ist dumm!", so
titelte der Spiegel 2016 einen Bericht über die Barranca del Cobre.
Für uns bedeudet die Fahrt mit dem El Chepe jedoch einen gewissen
Organisationsaufwand, denn wir müssen die LAU.BE für einige Tage
sicher unterstellen, in Creel, dem Zentrum des Barrancatourismus 3 ÜN
in einem Hotel buchen, Rucksäcke für das UNTERWEGSsein packen,
Chepefahrkarten kaufen etc. Alles lässt sich organisieren und wir
stellen die LAU.BE in einem Hinterhof, sicher ab.
Unser Gepäck für die nächsten 4 Tg ist im Rucksack
verstaut und wir machen uns gespannt auf den Weg zum Bhf..Früh
morgens um 8.16 soll El Chepe in El Fuerte eintreffen. Ein
ungewohnter Anblick ist es schon, wenn die Mexikaner in dicken
Winterjacken und Winterstiefeln am Bahnhof eintreffen. Auf den
Gleisen herrscht freudiges Treiben bis El Chepe eintrifft. Wir finden
nur in der 1. Klasse einen Platz, denn der Zug ist schon rappelvoll.
Anfangs führt die Strecke noch durch flaches
Ackerland, bevor es vorbei an Steineichen und Gummibäumen in Höhen
über 2400 m geht. Immer wieder bieten sich atemberaubende Ausblicke
in die Schluchten. Nun schmiegen sich die Gleise an die Hänge der
immer tiefer werdenden Canyons. Ein besonderes Highlight dieser
Zugfahrt ist der 20 min. Halt in Divisadero, ein Bahnhof ohne
Ortschaft. Die einzige Stelle an der man einen Blick in die
eigentliche Barranca del Cobre, dem Zusammentreffen von drei
Schluchten, erhascht.
Kurz hinter Divisadero schraubt sich der Zug im 30-40
km/h Tempo in einer kompleten Spirale (auch Lasso genannt) nach oben,
ehe er dann nach 8 Std in Creel ankommt.
Bevor wir im Hotel
einchecken buchen wir für den nächsten Tag eine private Tour um den
Kupfercanyon im Jeep zu erkunden.
Am nächsten Morgen sind die Autoscheiben mit Frost
überzogen und es ist hier auf 2200 m ziemlich kalt, was wir gar
nicht mehr gewohnt sind. Unser Guide fährt und führt uns zum
Cusarare Wasserfall, zu wunderbaren Ausblicken in die Canyons
hinunter, an den Lake Arareko, ins Tal der Frösche und Pilze mit
interessanten Felsformationen. Eine spektakuläre Ansammlung
senkrecht aufragender Felsen finden wir im Valle de los Monjes ( Tal
der Mönche) vor, welches auch gerne als Tal der errigierten Penise
bezeichnet wird. Hier werden wohl häufig auch Männerfantasien
ausgelebt. Sehr beeindruckend ist auch die von einer alten Frau
bewohnte Felswohnung, die hier zusammen mit ihren Hühnern lebt.
Rund um Creel betritt man auch Tarahumaraland. Es ist
die Heimat von rund 4000 Menschen, die in Höhlen und kleinen Hütten
zw Ackerland und Canyons leben. Die Tarahumaras sind eine von Mexikos
charakteristischen indigenen Kulturen. Man erkennt sie an ihren
farbenfrohen Röcken und Blusen und sie tragen meist ein Kind auf den
Rücken gebunden. Ihre Sandalen bestehen aus einer Sohle aus alten
Autoreifen die mit weißen Lederbändern gebunden sind. An
Touristischen Hotspots sind die Taramhumarafrauen immer anzutreffen,
denn hier verkaufen sie ihre geflochtenen Handarbeiten aus glänzenden
Kiefernnadeln der Arizonakiefer und anderen Naturmaterialien. Die
Tarahumara sind aus ihrer Tradition heraus ein schweigsames Volk, sie
reden nicht viel, es zählen nur Taten.
Tarahumara heißt übersetzt auch "jene, die
schnell laufen"und so sind sie auch für ihre Langstreckenläufe
oft über 20 Std, bekannt. Materiell gesehen sind die Tarahumara arm
und in ihren Gemeinden gibt es massive Gesundheitsprobleme, mit einer
hohen Kindersterblichkeit. Kinderschwangerschaften sind weit
verbreitet.
Längste Zipline der Welt- WOW!!!, da sind wir dabei.
In einem großartigen Abenteuerpark mit über 12
Zipline Routen kann man fast bis zum Grund des Canyon schweben. Wir
entscheiden uns für die 2 km Strecke, die derzeit längste der Welt,
hoch über dem Canyon. Die Anlage ist noch relativ neu und wird von
zwei junge Frauen bedient. Zunächst wird man in Sitzgurte geschnallt
muss alles was davon fliegen könnte überprüfen. Dann heißt es UN,
DOS, TRES, das kleine Tor rollt zur Seite und ab geht
es............ujjuijui, da bleibt mir erstmal die Luft
weg.........während Harold zu meiner Linken schon halbwegs in der
Canyonmitte verschwunden ist. Mit bis zu 135 kmh sausen wir über
diese einmalige Landschaft der Barranca del Cobre hinweg. Ein kurzer
Aufstieg hoch zur Kabinenbahn lässt uns die Dimension des Canyons
nocheinmal intensiv spüren. In langsamer Rückfahrt mit der
Kabinenbahn überqueren wir ein letztes Mal den Canyon. Ein
grandioser Nervenkitzel, so eine Ziplinefahrt!!!
Ein schönes abschließendes Erlebins im Kupfercanyon
ist auch unsere Wanderung am Rim entlang. Wir gehen an einfachsten
Felswohnungen hoch über dem Canyon vorbei. Ich frage mich, was macht
es mit einem Menschen hier in dieser grandiosen Umgebung mit all der
Bescheidenheit zu leben? Ziegen und Hunde begleiten uns ein Stück
des Weges und immer wieder genießen wir herrliche Ausblicke hinunter
in die Schluchten. Im Wald treffen wir zwei Tarahumarafrauen und
einen Jungen beim Holz sammeln.Wir überwinden einige Höhenmeter und
sind am Abend richtig k.o., doch wir waren der Barranca del Cobre
heute irgendwie ganz besonders nah.
Am nächsten Tag geht es mit dem EL Chepe zurück nach
El Fuerte. Ziemlich beglückt vom Kupfercanyon ziehen wir wieder in
unsere LAU.BE ein...........es ist wie HEIMKOMMEN!!!
Heute muss der Haushalt erledigt und die LAU.BE
gewaschen werden. Wir fahren bei einer mexikanischen Auto-Lavanderia
vor und müssen die LAU.BE auf eine steile Betonrampe fahren. Zwei
Mexis ziehen mit zwei Hochdruckreinigern um unsere Casa Rodante und
fummeln und bürsten was geht. Nach 30 min. sind selbst die
hartnäckigsten Fliegenansammlungen an der Vorderseite passe. Für 80
Pesos ( das sind ca. 3,50 € ) war das die billigste und
gründlichste LAU.BE Wäsche aller Zeiten.
Alles ist frisch und wir machen uns auf gepflegten
Teerstraßen auf den Weg zu den ersten Konlonialstädten im
Mexikanischen Hochland. Über die Mex 40 geht es kurvenreich durch
berauschende Landschaften immer höher in die Berge. Uns war bisher
nicht bewusst wie bergig Mexiko tatsächlich ist. Wir übernachten
abseits der Straße in einem Kiefernwäldchen und ich nutze die
Gelegenheit und messe einmal die Länge der Kiefernnadeln. Es sind
unglaubliche 35 cm!! Wir befinden uns in den nächsten Tagen immer
auf einer Höhe von 2000/2400 m und es wird spürbar kälter.
Zacatecas
Die faszinierende Silberstadt Zacates, mit 150.000 EW,
ist eine von den 83 Pueblo Magicos und UNESCO-Weltkulturerbestätte.
Das historische Zentrum ist voller prächtiger Gebäude, teilweise
aus rosa schimmerndem Cantaragestein. Die Stadtgeschichte hat viele
Höhen und Tiefen erlebt. So wurden Tausende indigener Sklaven unter
schrecklichen Bedingungen zur Arbeit in den Silberminen gezwungen.
Um den schönen Blick auf die Stadt zu genießen parken
wir die LAU.BE beim Hotel Baruk hoch über der Stadt. Am Nachmittag
schlendern wir durch die Gassen auch auf der Suche nach einem schönen
Lokal für das Abendessen. Wir finden eine verwinkelte Kneipe, die
bis unter die Decke mit Gegenwartkunst Mexikanischer Künstlern
behängt ist und zudem noch leckeres Essen anbietet. Als der Wirt
bemerkt, dass wir aus Alemania sind und uns für die ausgestellte
Kunst interessieren kommt er sofort mit einem Holzschnitt als Geschenk
für die Alemanes daher. Und er bekräftigt zugleich, wenn das Essen
schmeckt müssen wir bezahlen, wenn nicht, dann nicht!!!
Es hat Super geschmeckt und wir bezahlen!!!
Besonders bei Nacht fällt uns die Schönheit der Stadt
und deren besondere Beleuchtung auf. Hier wird auf bunte
Reklameschilder ganz verzichtet. Stattdessen ist die Werbung
kunstvoll, meist nur in schwarz, direkt an die Fassaden gepinselt.
Von oben betrachtet ist Zacatecas eine Collage aus Häusern und
Kirchkuppeln und bei Nacht ganz besonders schön.
Kloster Guadalupe
Etwa 10 km südlich von Zacatecas wartet Guadalupe mit
einem faszinierenden Kloster auf. Die beeindruckende Kirche wird vor
allem von vielen Pilgern besucht, die hier die geliebte Jungfrau
Guadalupe verehren. Diese Klosterkirche ist mit aufallend schönem
Blumenschmuck üppig geschmückt. Auch die restlichen Gebäude des
Konvent scheinen nicht an Geldmangel zu leiden, alles wirkt sehr
gepflegt. Wir besuchen das Museeum im Kreuzgang und sind überrascht
was sich hinter Klostermauern alles verbirgt.Vor dem Kloster liegt
ein idyllischer Platz, der Jardín Juárez auf dem gemütliches
Treiben herrscht.
Auf unserer Weiterfahrt gen Süden überschreiten wir
heute den Wendekreis des Krebses. Hier steht die Sonne am 21. Juni
senkrecht am Himmel, damit befinden wir uns jetzt offiziell in den
Tropen, die wir es am südlichen Wendekreis des Steinbocks, der sich
in Südamerika befindet wieder verlassen. Wann das sein wird ist
heute noch völlig unklar?, wir werden darüber berichten!
Die Mexikaner wallfahren gerne und das tun sie auch per
Fahrrad auf der Autobahn. Auf einen vorrausfahrenden Pick up wird
ein Blumengeschmücktes Heiligtum gebunden und die wallfahrenden
Radfahrer fahren hinterher. Dazu wird mal eben die Gegenfahrbahn der
Autobahn gesperrt und an jeder neuen Autobahneinfahrt kommen wieder
neue Radfahrende Wallfahrer dazu. Da wir gerade von Guadalupe weg
gefahen sind und sich die Wallfahrt in unserer Gegenrichtung
befinden, vermuten wir das die Radwallfahrt auf dem Weg nach
Guadalupe ist.
Neben dem vielen Müll fallen auch die streunenden, oft
in einem kläglichen Zusand befindlichen Hunde in Mexiko auf. Heute
haben wir 4 tote Hunde am Straßenrand liegen sehen!?
Guanjuato - in das ist man ganz schnell verliebt
Diese außergewöhnliche Stadt ( 725.000 EW ) auch
UNESCO-Weltkulturerbe, ist jung, lebendig und vorallem BUNT,
unglaublich BUNT!!! Auf den steilen Hängen eines engen Tals drängen
sich prächtige Kolonialbauten, baumbestandene Plazas und vorallem
leuchtend bunte Häuser. In den Straßen liegen verstreut Museen,
stattliche Theater und der wunderschöne Marktplatz. Den Großteil
der jugendlichen Dynamik und der kulturellen Aktivitäten verdankt
G.den Studenten der städtischen Universität.
Die "Hauptstraßen" der Stadt verschwinden in
Tunneln, die früher mal Flüsse waren. 1960 wurde der Fluss
umgeleitet, weil es immer wieder zu Überschwemmungen kam. Aus den
trocken gelegten Flüssen entstand ein km langes unterirdisches
Tunnelsystem mit Bushaltestellen, Fußgängerzugängen und
Kreuzungen, quasi eine AutoU-bahn. Unser Navi kann prompt die Ober-
von den Unterirdischen Straßen nicht mehr unterscheiden und wir
fahren mehrmals im Kreis durch die Stadt, auch mal bergauf und hinter
einem Trauerzug her. Jetzt ruhig Blut......irgendwann werden wir den
Faden wohl wieder finden.
Wieder parken wir die LAU.BE hoch über der Stadt im
Hof eines betagten Mannes. Doch die LAU.BE durch die engen und
oftmals glatten, kopfsteingepflasterten Gassen nach oben zu schaukeln
verlangte Harold einiges ab. Es ist geschafft und wir werden mit
einem einmaligen Blick auf dieses bunte Häusermeer belohnt.
Diego Rivera, ist der berühmteste Sohn dieser Stadt
und sein Geburtshaus ist heute ein ausgezeichnetes Museum. Es ehrt
den berühmten Maler der 1886 hier geboren wurde und es zeigt noch
die Originalmöbel von damals. In der prächtigen Stadtvilla sind
auch Originale von Diega Rivera zu sehen unter anderem auch ein Akt
von Frida Kahlo.
Mit dem Teletrafico fahren wir hinauf zum grandiosen
Aussichtspunkt über der Stadt. Als hätte man
mehrere Farbkübel über der Stadt ausgegossen, so
unglaublich mutig wird hier mit Farben umgegangen. An dieser
Farbenfreude können wir uns kaum satt sehen.
Im Teatro Juárez, dem Opernhaus von G. können wir
gleich einer kostenlosen Orchesterprobe beiwohnen.
Überall stößt man auf baumbestandene Plätze die zum
Verweilen einladen. Einer Sage nach trafen sich in der engen
"Callejon del Beso" zwei unglücklich Verliebte auf
gegenüberliegenden Balkons zu heimlichen Küssen.....?
Die Markthalle ist im Stil einer viktorianischen
Eisenbahnstation aus Glas und Gusseisen erbaut.
Für ein paar Pesos rufen wir ein Taxi und lassen uns
hoch zur LAU.BE schaukeln.
Museo de las Momias
Das bekannte Museum ist die wohl skurrilste
Sehenswürdigkeit der Stadt und ein Musterbeispiel für den
mexikanischen Hang zum Morbiden. Besucher aus allen Teilen des Landes
kommen hierher um die mehr als 100 exhumierten Körper zu sehen.
Mineralhaltige Erde und trockene Luft sorgten für natürliche
Mumifizierung. Ein Tatbestand den man sogleich Puplikumswirksam mit
einem Museum in die Tat umsetzte.
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