Glenn Highway – ein zweites Mal

Weil wir mit Antje eine bestimmte Route fahren wollten, ergibt es sich, dass wir den Glenn HW ein zweites Mal fahren. Und er beigeistert uns erneut! Das Wetter ist sonnig und klar. Mit jedem km kommen wir den 5000ter Bergriesen der Wrangell Mountains näher. Der Milepost gibt genau Auskunft, an welcher Mile, welcher Berg sichtbar wird, wie der Berg heißt und wie hoch er ist. Nicht schlecht so ein Logbuch an Bord zu haben, absolut zuverlässig und informativ, der Milepost.




Über den Tok Cuttoff geht es bei Tok erneut auf den Alcan, den legendären Alaska HW, der dieses Jahr sein 75 jähriges feiert. Immer am beeindruckenden Wrangell Mountains NP entlang, reisen wir erneut nach Kanada ein. Der kanadische Grenzbeamte ist sehr daran interessiert und will wissen von wo wir unser Auto verschifft haben und was sowas denn kostet???? Save travell!!!, das können wir gebrauchen. Der Wrangell Mountains NP und der Kluane NP bilden zusammen den weltweit größten Nationalpark und eine endlose Wildniss. Eine beeindruckende Gegend tut sich entlang des Kluane Lake auf. Spontan legen wir hier eine längere Pause ein, frei nach unserem Motto: unterwegsSEIN!!! Wir genießen eigentümliche Wolkenformationen und die Stille des unendlich wirkenden Sees. Als es kühler wird brechen wir auf und schon wenige km weiter, ändert sich der See gravierend. Ausgetrocknete Lagunen, deren Boden durch Risse strukturiert und mit Gräsern bewachsen sind, bestimmen das Bild.


 

Haines Highway – er bringt uns erneut nach Haines/Alaska

Haines und Skagway, die beiden Orte im Südwestlichen Appendix von Alaska ( warum gibt es diesen Appendix eigentlich so ? ) sind per Straße nur über die Einreise durch Kanada möglich. Damit es kompliziert bleibt, ändert sich nicht nur die Zeitzone ständig, es ändert sich auch ständig die Währung, die Längenmaße, die Geschwindigkeitsangaben, das Wetter.
Kurz vor Haines machen wir Stop am Eagler River. Hier überwintern jedes Jahr 3.000 bis 4.000 Weißkopfseeadler und ab Oktober kreisen sie über dem Eagle River um die letzten Lachse aus dem Fluß zu holen. Dann eifern hier Profifotografen um die besten Fotos und Weikopfseeadler um ein grandioses Festmahl.

 


Haines – die Indianer sagen, „am Ende des Pfades“

Noch heute leben unweit der kleinen Küstenstadt Tlingit Indianer. Wir fahren rein und treffen sogleich Michaela und Günter. Die wiederum wissen, dass Margit und Gerhard, die beiden anderen Österreicher, auch hier sind und wir verabreden uns gegen Abend am Chilkatfluß. Dort treffen sich Angler und Bären zum Lachsfang!!!
Kaum angekommen, gibt es an unserem LAU.BEfenster ein „Österreichisches Kaschperltheater“ mit Michaela, Günter, Margit und Gerhard als Hauptdarsteller. Gerhard angelt erfolgreich, Günter bleibt das heutige Anglerglück verwehrt. Jetzt fordern Grizzlybären unsere Aufmerksamkeit. Tagtäglich, meist früh und am späten nachmittag, kommen Bären an den Fluß und gesellen sich zu den im Fluß stehenden Anglern, um ihr Festmahl zu halten. Ein unglaubliches Schauspiel findet da gerade vor unseren Augen statt.




In Haines besuchen wir, die derzeit wiederbelebten Spuren der First Nations und bewundern deren Totempfähle. Am Abend, bevor wir erneut auf Bärenjagd gehen, fahren wir zum Chilkat Lake, er liegt am Ende der Straße. Nebel über dem See, Unendlichkeit macht sich breit. Hierzu passt der Satz, den Harold gerade aus seinem „Spiegeleibuch“ ( „Erste Erde Epos“ von Raoul Schrott ) zitiert:
„das Schöne hingegen liegt in einem plötzlichen berührt werden, in der Stille die einnimmt!“



 


Skagway – Gateway zum Chillkot Pass

Skagway erreicht man von Haines aus nur über eine 45 Minütige Fährverbindung oder über 500 km Highway. Wir entscheiden uns für die Fähre und sind über die Verladeabwicklung mehr als erstaunt. Alle, wirklich alle Fahrzeuge müssen rückwärts auf die Fähre. Ja, gehts noch! Da zeigt sich, wer sein Gespann beherrscht, wer Ruhe bewahrt und wer völlig überfordert ist. Folglich stehen wir 2 ½ Std an und haben den Sinn des Ganzen bis heute nicht verstanden.
Skagway wird inzw. von vielen Kreuzfahrtschiffen angefahren und ist entsprechend von Touristischer Infrastruktur geprägt. Die Stadt ist schön aber eben nicht mehr echt, sondern für Touristen aufbreitet.





White Pass

Bis 1887 war der White Pass in fester Hand der Chilkoot Ureinwohner. Offiziell eröffnet wurde der White Pass Trail 1897, gerade noch rechtzeitig bevor die Dampfschiffe anlegten und den größten Goldrausch aller Zeiten auslösten. Der White Pass und der Chilkoot Trail forderten während des Goldrausches Tausende von Menschenleben und viele hunderte von Pferden verendeten jämmerlich auf der strapaziösen Strecke.
Bei leichtem Nieselregen ging es hinter Skagway stetig bergauf . Meist parallel zur alten Bahnlinie ging es hinauf zum White Pass. Die tiefhängenden Wolken und der Nieselregen verstärkten die mystische Vorstellung der Vergangenheit. Mitten im Nichts erreichen wir den Grenzübergang nach Kanada. Dennoch ist es ist nicht das letztemal, dass wir aus Alaska ausreisen.





Carcross – Carcross Desert

In der winzigen Siedlung Carcross machen wir Halt am ältesten Geschäft im Ort, dem pinken General Store von Matthew Watson. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Vom üblichen Touristenkitsch, über außergewöhnliche First Nation Puppen bis hin zu Speiseeis, es gibt einfach alles.






Am Ortsende bringt uns das Carcross Desert, ein ca 260 ha großes Dünengebiet, zum Staunen. In dieser Umgebung sind Dünen eine echte Überraschung. Bei einem Spaziergang entdecken wir auf den zurückliegenden Bergen den ersten Schnee, heute am 14. August 2017!!!



Auf den nun folgenden km auf dem Klondike HW nach Whitehorse, durch den nordwestlichsten Zipfel von B.C., geht es erneut durch spektakuläre Landschaften.


Whitehorse – Fischleiter - Miles Canyon

Die Ortsbezeichnung geht auf die aufschäumende Gischt der einst gefürchteten Stromschnellen des Miles Canyon zurück. WH ist Regierungssitz und mit rund 30.000 EW leben hier 75 % der Yukon-Bevölkerung.
Stolz präsentiert die Stadt am Ufer des Yukon River den Sternwheeler SS Klondike. Dieser Schaufelraddampfer tat bis 1955 seinen Dienst auf dem Yukon und ist fein heraus geputzt. Bei der Besichtigung fühlen wir uns in längst vergangene Goldrauschzeiten zurück versetzt.




Ebenfalls hier am Yukon befindet sich der Whitehorse Fischway. Um den Lachsen, den von einem Damm versperrten Weg zu den Laichgründen weiter zu ermöglichen, hat man diese längste Fischleiter der Welt gebaut. Hier kann man hervorragend beobachten, wie die Lachse die Stufen der Leiter überwinden.
Natur und Naturschutz haben nicht nur hier einen ganz besonderen Stellenwert und es sind auffallend viele junge Leute hier als Rancher oder Volunteer beschäftigt. Da können wir von den Kanadiern noch ganz viel lernen!!!


Am beeindruckenden Miles Canyon, hoch über dem Yukon, suchen wir uns einen ÜNplatz und lassen uns bei einem ausgedehnten Spaziergang in der Abendsonne ein letztes Mal am Yukon nieder.





Atlin - am Atlinsee und die Begegnung mit Judith

Atlins beneidenswerte Lage vor einem grandiosen Gebirgspanorama am See ist uns einen Abstecher wert. Zu seinen Goldrauschzeiten zählte Atlin über 10.000 EW, heute leben nur noch knapp 450 Menschen hier, vonehmlich Künstler oder solche, die sich dafür halten. Es bieten sich viele Fotostops und eine Laundry fordert uns zum Wäsche waschen auf!
Schmutzwäsche, Waschpulver und Token ( das sind die Waschmaschinenmünzen ) in eine große Tasche gepackt und ich werfe zeitgleich 2 Wäscheladungen an. Da betritt eine gepflegt gekleidete Frau die Laundry und mir fällt sofort auch ihre Perlenkette auf. Als sie an mir vorbei geht, stellt sie ihren Fuß mit den grünen Schuhen neben meinen und sagt: „oh, the same shoes“……….ich antworte:………..oh, really!!! Wir sind mit Wäsche umladen beschäftigt und da outet sich die Frau mit den selben grünen Schuhen, „ach Ihr seid auch Deutsche!“ und kommen so ins Gespräch. Judith erzählt, dass sie seit 26 J hier ein selbstgebautes Holzhaus haben und vor 1 J ganz nach Kanada ausgewandert sind. Kurzum lädt uns Judith zu sich nach Hause ein und beschreibt uns den Weg dahin. Aber, bis wir Judith‘s „Schmuckkästchen“ gefunden haben denken wir mehrmals, nö, da ist nie und nimmer ein Haus und wir müssen 2 mal fragen um Judith‘s Anwesen, in für uns unvorstellbarer Einsamkeit, zu finden. Judith zeigt uns ihren Garten, die diversen Winterfahrzeuge und das Outhous. Dieses Outhous ( ein Plumpsklo, wenn im Winter im Haus mal garnichts mehr geht ) JUDITH, es ist das schönste was wir je in Kanada gesehen haben ! Echt, HERZIG !!!
Kurzum, bei einer Flasche Rotwein erzählen wir aus unseren Leben und, und, und beschließen uns Anfang 2018 in Mexiko wieder zusehen.
Liebe Judith, das machen wir und DANKE für deine Nachricht und deine spontane Gastfreundschaft!!!






Stewart - in Kanada und Hyder - ein letztes Mal Alaska

Vom AlaskaHW im Yukon biegen wir auf den Cassier HW nach B.C. ab und haben von vielen Feuern hier gehört. Ein Feuerwehrmann erzählte uns, dass es in B.C. diesen Sommer 880 Feuer gab, die schlimmsten die B.C je erlebt hat. Straßen wurden gesperrt, über 10.000 Menschen mussten evakuiert werden und inzw sind auch auf den CG Feuer verboten, was die Kanadier aber nicht immer für ganz ernst nehmen. Am Feuer sitzen ist nun mal eine ihrer großen Leidenschaften. Wir fahren durch verbrannte Landstriche, aber zum Glück gibt es keine aktiven Feuer mehr und alle Straßen sind wieder passierbar.
Über den Stewart HW geht es durch ein enges Tal nach Stewart. Im Visitor Center versorgen wir uns mit Kartenmaterial und nutzen das Internet um die heimatlichen Nürnberger Nachrichten runter zuladen.
Unmittelbar jenseits von Stewart liegt auf dem Boden von Alaska die Gemeinde Hyder. Nur durch zwei Schilder und ein paar bunte Wimpel ist die Grenze, wenn auch praktisch bedeutungslos, kenntlich gemacht. Ob Stewart in Kanada oder Hyder in Alaska, in beiden Orten gelten unterschiedliche Regeln und Gesetze. Das betrifft sogar die Zeitzonen. In Hyder gilt Alaska Time in Stewart Pacific Time, die häufig wechselnden Zeitzonen in diesem Land haben wir schon mehrfach verpasst.
Am Fish Creek spielt sich immer um diese Jahreszeit ein Naturschauspiel der besonderen Art ab. Hier ziehen im flachen Wasser mächtige Lachse Flussaufwärts. Entlang des Flusses hat die Gemeinde einen Holzsteg errichtet, so dass man aus wenigen Metern und sicherer Entfernung die Bären beim Lachsfang beobachten kann. Wir rüsten uns und die Kamera mit Regenschutz aus und beobachten aus sicherer Position die Bären.
Bärensightseeing ohne Tourguide, Kanada und Alaska machen es möglich!!!




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