Chile - Argentinien - Chile, Teil 2

Chile - Argentinien - Chile, Teil 2

3.1.- 28.1.2019


über den Paso Maule nach Chile - Colonia Dignidad - AraukaNien - Thermas Geometricas -

über den Paso Huahum nach Argentinien - Argentina Suiza - Ruta de siete Lagos - Insel Chiloé


Der kleine Süden Chile's

Riesige Araukarien, unzählige Seen u perfekt geformte Vulkankegel bestimmen den kleinen Süden Chile's. Beim Blättern im Reiseführer fällt auf, dass Chile  der Länge nach, grob in den großen u den kleinen Norden, Mittelchile, sowie den kleinen u den großen Süden, geteilt wird. Nimmt man die Straßenkarte zur Hand muss man dieses Land erneut auf vier Seiten der Länge nach zusammen setzten. Der kleine Süden ist dicht besiedelt u Land der Mapuche. 500.000 Mapuche Indianer leben in dieser Region meist von Landwirtschaft u Kunsthandwerk. Dennoch leben 2/3  unter der Armutsgrenze.

Über den Paso Maule zum zweiten Mal nach Chile




Auf der berühmten Ruta 40 verlassen wir Mendoza / Argentinien gen Süden mit erneutem Ziel zurück nach Chile. 75 km Wellblech !!! durch die argentinische Pampa Diamante lassen sich nicht vermeiden. Was den charmanten Pampanamen durchaus schmälert. Weiter geht es auf asphaltierter Straße, wo eine muntere, riesengroße Ziegenherde unseren Weg quert. Lilafarbene Disteln am Wegesrand lassen uns ebenfalls anhalten. Am Paso Maule, auf 2.553 m, wird ab 18 Uhr nicht mehr abgefertigt, weshalb wir am Fluss einen schönen Übernachtungsplatz suchen.

 
 



Die erneute Einreise nach Chile, am nächsten Morgen, verläuft zu unserer Verwunderung, ohne jegliche Fahrzeugkontrolle. Der Paso Maule liegt an der schmalen Taille Chiles u so erreichen wir schnell die Pazifikküste bei Constitution. Hier beginnt Chile nun grüner zu werden. Pappeln, Kiefern u Eukalyptusbäume wechseln sich ab.
Die schöne Küstenroute zw Constitucion u Concepcion ist geprägt von schwarzen Sandstränden u schönen Ausblicken. Bei einem Strandspaziergang treffen wir auf Küstenbewohner die ganze Algenbündel zum Verzehr aus dem Meer holen. In den vorgelagerten Felsen nisten Rotfußkormorane, die wir bei ihrer Brutpflege beobachten können.

 
 

   

 
Auf dem Weg nach Los Angeles geht es durch monotone Kiefernplantagen. Viele LKW,s sind mit Holzstämmen oder Hackschnitzeln unterwegs. Es ist unübersehbar.......hier ist der natürliche Wald längst der Holzindustrie zum Opfer gefallen.
Der "Salto de Laja", der größte Wasserfall Chiles, liegt auf unserem Weg u wir machen kurz halt. Eine breite Wasserwand, die 50 m in die Tiefe stürzt bietet ein schönes Fotomotiv.




Alfons u eine berührende Begegnung






Bei Los Angeles stöbern wir Alfons, einen uns bis dato Unbekannten, fernen Verwandten, auf. Alfons lebt mit seiner chilenischen Familie seit etwa 30 J hier u betreibt mit Begeisterung eine große Farm.
 "Colonia Dignidad"( = Kolonie der Würde, eine christliche Sekte von Auslandsdeutschen wurde u.a. während der Pinochet-Diktatur wg Menschenrechtsverletzungen weltweit bekannt ), ein Synonym für absoluten Missbrauch von Macht u Gläubigkeit, liegt hier um die Ecke u wir kommen mit Alfons darüber ins Gespräch. Er schlägt vor dorthin zu fahren, weil er da auch einige Leute kennt. Auf dem Gelände des ehemaligen Steinbruchs der "Colonia Dignidad" befindet sich heute ein Freizeitpark der extrem auf bayrisch getrimmt ist.


 
Hier lernen wir Helmut, den Leiter dieses Parks, kennen. Helmut ist Zeitzeuge u Opfer von "Colonia Dignidad" u bereit darüber zu berichten. Er zählt von seinen sehr gläubigen Eltern u dass er in den 60er Jahren, als 7 jähriger, zusammen mit seiner Mutter, Paul Schäfer, dem Begründer von Coloinia Dignidad, nach Chile gefolgt sei.............Weitere Details aus Helmut,s Leben würden den Rahmen des Blogs sprengen u Helmut,s Erleben sicher nicht gerecht werden.




Tragödie von Antuco




Am Fuße des 2.985 m hohen Vulkans Antuco ereignete sich im Mai 2005 eine unvorstellbare Tragödie. Auf dem Weg dorthin, erinnern viele weiße Holzkreuze u Gedenktafeln daran. Hier starben 45 Soldaten bei einem verheerenden Schneesturm. Trotz Unwetterwarnung wurden sie, völlig unzureichend bekleidet, auf einen Übungsmarsch geschickt. Wir sind im beginnenden chilenischen Sommer hier u können uns diese apokalyptische Szene nur schwer vorstellen. Alle kamen aus dem nahen Los Angeles u waren erst 19 Jahre alt. Auf Drängen der Hinterbliebenen hat die Chilenische Regierung endlich einen Ort der Erinnerung hier geschaffen.
Der Vulkan Antuco liegt inmitten des NP Laguna del Laja u schützt große Bestände von Zypressen u die nördlichsten Araukarien. Ein schönes Wandergebiet vorbei an Wasserfällen über denen ganz überraschend auch Kondore kreisen.



 



AraukaRien in AraukaNien

 




Die Region Araukanien, bei Temuco, beheimatet wundervolle Araukarienwälder die bevorzugt zw. dem 38. u 39. Breitengrad wachsen u im NP Conguillo unter Schutz stehen. Die Kronen der Araukarien sehen aus wie übergroße Regenschirme. Seit Wochen regnet es mal wieder, was diese außergewöhnlichen Bäume u deren Regenschirmsilhouetten ganz besonders in Szene setzt.


 

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Im NP Huerquehue machen wir eine anstrengende Wanderung, stetig bergauf durch ausgedehnte Wälder von Araukarien u Südbuchen, vorbei an leuchtend roten Fuchsienhecken. Zwischendrin immer wieder kleinere Flussläufe u schöne Lagunen. Bei Sonnenschein steigen wir von 700 bis 1.300 m auf u genießen dabei ganz besonders, den Anblick des Vulkan Villarrica. Ewig rauchend u von ebenmäßiger Schönheit spiegelt er sich im kristallklaren Villarricasee.








Heiße Architektur





Vulkanisch aktive Regionen sind meist voll mit Thermalquellen u in solch einer sind wir gerade unterwegs. Auch wenn wir beide keine Thermengänger sind, entscheiden wir uns, abseits der Touristenströme, für den Besuch der Termas Geometricas. Der chilenische Stararchitekt German del Sol, hat im engen Canyon Negro etwas ganz außergewöhnliches geschaffen. Rote grobschlächtige Holzstege führen über den Rio Negro u verbinden 22 weit auseinander liegende, mit Naturschiefer verkleidete Becken, mit Wassertemperaturen von 35-39 C. Die roten Stege verlieren sich in der üppigen Vegetation der großblättrigen Nalcapflanzen u enden an einem eiskalten Wasserfall. Ein wirklich originelles Thermenkonzept, was den durchaus "originellen" Eintrittspreis absolut lohnt.

 




Noch ne Schweiz / Argentinien




Um in die "Suiza Argentina" zu kommen, nehmen wir ab Puerto Fuy die Autofähre über den Lago Pirihueico, der bis ans Ufer von dichtem Urwald umstanden ist. Nun sind es noch wenige Kilometer bis zum Grenzübergang Huahum u wir sind erneut in Argentinien.

Ruta de Siete Lagos / Argentinien




In Tallage am Ostufer des Lago Lacar liegt San Martin des los Andes (30.000 EW), der schönste Gebirgsort Argentiniens. Breite Alleen, Rosen gesäumte Bürgersteige u chaleartige Häuser laden zum Bleiben ein. Am Busparkplatz mit Blick zum See u im Schatten hoher Bäume können wir stehen. Zur nächsten Pizzeria ist es nicht weit und die Pizzen schmecken mal wieder wie Pizza. Am Nachbartisch sitzen Reinhild u Klaus, die für 4 Wo Chile bereisen u uns um unser Zeitbudget beneiden.
An diesem Wochenende ist ein Fest in San Martin u die Straßen sind für Fußgänger freigegeben. Artisten u Künstler sind an allen Kreuzungen aktiv u wir lassen uns treiben. An der Plaza spielt vor dem extravaganten, nur aus Plastikflaschen gefertigten Christbaum, eine schmissige Band u auch da bleiben wir hängen.







Der NP Nahuel Huapi entstand seinerzeit als der erste NP Argentiniens, ja sogar als einer der ersten der Welt. In ihm verstecken sich über 50 Seen u Lagunen die durch unzählige Wasserläufe miteinander verbunden sind. Die sieben nacheinander folgenden größten Seen bilden die Ruta de Siete Lagos, erinnern landschaftlich mehr als einmal an "unsere" Nachbar Schweiz u sind ein herrliches Wandergebiet.


 
 




Im Herzen des NP Nahuel Huapi, am Ufer des gleichnamigen See, liegt malerisch die Stadt "San Carlos de Bariloche" (160.000 EW). Wir spazieren entlang der Seepromenade u bewundern die Holzskulpturen eines einheimischen Künstlers, ebenso wie die riesigen Kiefern mitten in der Stadt. Die bevorzugte Lage Bariloches, macht dann allerdings die selbigen Nachteile wie an den oberbayrischen Seen bewusst. Die Campgrounds sind unverschämt teuer u frei am Seeufer stehn geht schon gar nicht.......überall wuchern Hotel's, Chaltet's u Spa's aus dem Boden.


 






Zurück nach Chile




In dieser Gegend reiht sich ein NP, meist mit unaussprechlichen Namen, an den anderen. Sie sind Teil eines grenzüberschreitenden Systems zum Schutz der Natur Nordpatagoniens. Über den Paso Antonio Samore, durch den NP Puyehue fahren wir erneut, zurück nach Chile. Januar u Februar werden hier als beste Reisezeit empfohlen u als wir am 17. Jan 2019 unterwegs sind, blühen hier die Wiesen wie im besten bayrischen Hochsommer.
Am Ende, der von Butterblumen gesäumten Straße, taucht malerisch der Vulkan Osorno (2.660m) auf. Er gilt als der schönste Chiles, ein Vulkan wie aus dem Bilderbuch, mit einem Kragen aus Schnee u Eis. Der wilde Rio Petrohué schlängelt sich hier entlang u an seinen Stromschnellen hat man noch einmal einen fantastischen Blick auf den Vulkan Osorno.



 
 
 
 

 

Insel Chiloé




Mit Regen sollte man auf Chiloé immer rechnen. Dagegen sind die Sonnentage, auf der nach Feuerland, zweitgrößten Insel Südamerikas, von ganz besonderem Glanz, sagt man uns. Bei Sonnenschein bringt uns die Fähre in 30 Min. hinüber, auf die Insel der Mapuche.
In Ancud spazieren wir über den Fischmarkt u bewundern die wie Perlen aufgefädelten, geräucherten  Muschelketten. Verschiedenstes Meeresgetier u das Innere der Seeigel wird als Delikatesse angeboten......dazu sind wir dann doch nicht mutig genug. Lokale Märkte sind einfach immer wieder spannend.


 



An der Westküste Chiloés leben mehrere Kolonien von Magellan- u Humboldt-Pinguinen auf vorgelagerten Inseln, die wir mit dem Boot besuchen. Die Pinguine sind ca. 70-80 km groß. An dem schwarzen umlaufenden Streifen an der Brust sind die Magellanpinguine zu erkennnen.

 
 



Aufmerksamkeit verdienen auch die schindelgedeckten Holzhäuser u die von der UNESCO mit dem Weltkulturerbe ausgezeichneten, meist zweifarbig bemalten, Holzschindelkirchen. Die sattgrüne, hügelige Landschaft Chiloés erinnert an Irland.






An der Westseite der Insel erstreckt sich die unberührte Wildnis des NP Chiloé. Er wird zur Pazifikseite durch hohe Dünen getrennt u in diesen finden wir einen schönen Übernachtungsplatz für unser LAU.BE. Die untergehende Sonne blitzt am Abendhimmel u der Wind fegt bunt schillernden Brandungsschaum über den Strand.






Eine Wanderung duch den NP führt uns über gelb blühende Moorwiesen direkt an den Strand, wo sich gerade, für unsere Augen ungewöhnlich, eine Kuhherde sichtlich wohl fühlt. Im Schatten eines Myrtenwaldes erreichen wir den Mirador u haben einen weiten Blick auf den Pazifik.


 


Castro, die Hauptstadt der Insel, fasziniert mit ihren buntbemalten Palafitos, den Stelzenhäusern im Wasser. Mit einem Glas Wein in der Hand sitzt man auf der Terrasse in einem der gemütlichen Kneipen u schaut den Schwarzhalsschwänen beim Tauchen zu. Und auf Chiloé sollte man unbedingt Curanto essen. Curanto ist eine eigenwillige Mischung aus verschiedenen Muscheln, Fisch, Hähnchen, gepöckeltem Fleisch u Kartoffeln. Früher legte man erhitzte Steine in ein Erdloch, schichtete die Zutaten darüber u deckte sie mit einem Nalcablatt ab. 2 Std später war der Curanto fertig. Ein deftiger Fischeintopf der heute in großen Schmortöpfen gegart wird u pappsatt macht.


 
 
 

 

7 Tage zw. Hühnern, Enten, gegrilltem Lamm u Volontarios




Auf der Ökolodge "Los Manzanos" haben wir uns mit den Silvesterfeierern Kerstin u Uli verabredet. Wir sind die ersten Gäste u werden von Hühnern, Gänsen, Enten, Schafen u Kühen empfangen. Guillermo, der Ökochef begrüßt uns mit der 4 jährigen Mathilda an der Hand. Seine hochschwangere Frau berichtet, dass Emma in den nächsten Tagen erwartet wird.
Am späten Nachmittag trifft eine deutsche Volontärin ein, die hier bei freier Kost u Logis, tgl 5 Std Hilfe leisten wird. Iv u ihre beiden TeenagerTöchter, aus Berlin, reisen als backpacker durch Südamerika u haben sich für 2 Wo auf der Ökolodge einquartiert. Auch Couchsurfing ist hier möglich, wovon eine junge Französin Gebrauch macht. Nun stoßen noch Kerstin u Uli mit ihrem großen Takla dazu u machen die bunt gemischte Reisetruppe komplett.
Auf der Lodge gibt es viel zutun, denn für das Wochenende ist ein großes Asado mit 30 Personen angekündigt. Die Mediziner von ganz Chiloé haben was zu feiern. Dafür muss die Wiese gemäht werden, aus Holzpaletten wird extra eine lange Tafel gezimmert, 4 Lämmer werden geschlachtet, Unmengen Kartoffeln geschält u das Grilleuer wird vorbereitet. Langsam, auf offenem Feuer gegartes Lamm, schmeckt tatsächlich absolut lecker. Eine herzliche, fast vertraute Stimmung lässt uns länger bleiben als geplant.


 
 
 

Gulliermo empfiehlt uns noch eine Wanderung um die Ecke u wir bekommen einen ersten Vorgeschmack auf Patagonische Wälder.

 
 

Als wir uns am 28. Januar 2019 auf Los Manzanos verabschieden, macht die freudige Nachricht: "Emma ist geboren" die Runde.







1 Kommentar:

  1. Ach wie schön ihr doch durch die Welt rollt und alles geniest, was euch über die vielen Wege läuft. Uns zum Beispiel ;>) Wir erfreuen uns im Moment an Villa Traful und seinen Seen und Wasserfällen...
    Ich freu mich auf euch in Wort und in echt!
    IV und die Mädels

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