Chile - Argentinien / Teil 1
7.12.2018 -31.12.2018
Valle de la Luna - Atacamawüste - Kupfermine - NP Pan de Azucar - Valle Equi - Weihnachten/Silvester in Argentinien - Talampaya/Ischigualasto NP
In Bolivien endet die Sandpiste unmittelbar an der Grenzlinie nach Chile u sogleich ist erkennbar.......in Chile ticken die Uhren anders, was sich bei der Einreise sofort bemerkbar macht. Die Uhr muss um 1 Std vorgestellt werden u die Straßen haben nach langer, langer Zeit wieder europäischen Standard. Es gibt Ortsschilder u Leitplanken.
Der Papierkram an der Grenze ist schnell erledigt, aber die LAU.BE muss noch auf diverse, evtl nicht erlaubt mitgeführte Lebensmittel inspiziert werden. Eine strenge Zollbeamtin findet ein paar Zwiebeln, Kartoffeln, eine Tüte Linsen u wir behaupten mal die Eier seien gekocht ?!?! Welch ein Glück, dass sie unseren Kühlschrank erst garnicht entdeckt hat.
Das Chile verdammt lang u schmal ist weiß jeder. Steigt man in die konkrete Reiseplanung ein u macht sich bewusst, dass dieses Land 4.300 km lang u durchschnittlich nur 180 km breit ist, wird die verrückte Geografie Chiles erst deutlich.
Einer Legende nach entstand Chile so:
"Als Gott seine in sieben Tagen erschaffene Welt betrachtete, stellte er fest, dass noch einiges übrig geblieben war: Vulkane, kalter Regenwald, Wüsten, Fjorde, Seen u Eis. Er gab den Engeln den Auftrag , alles hinter einem langen Gebirge, den Anden, aufzuschütten".
So entstand Chile, das Land mit dieser verrückten Geografie.
Wüstenstadt
Gleich nach der Grenze geht es auf geteerter Straße stetig bergab. San Pedro de Atacama, der nette 3.000 Seelen Ort liegt im Norden der Atacamawüste auf 2.440 m. Dieser Ort lebt vom Tourismus, das ist schnell erkennbar u lädt mit netten Kneipen u Restaurants zum "außer LAU.BE Essen" ein. Nach der staubigen Tour über die Lagunenroute in Bolivien müssen wir Ordnung in unseren Haushalt bringen, Wäsche waschen u mal wieder ausruhen.
Valle de la Luna
Wind u Wetter haben sich im Mondtal der Atacamawüste als begabte Bildhauer hervorgetan u über Millionen Jahre eine bizarre Landschaft hinterlassen. Wir fahren durch interessante Felsformationen aus Sand, Salz u Lehm. Das Thermometer steigt auf unerbittliche Wüstentemperatur von 39 C !!!! Der Aufstieg auf die höchste Düne verlangt uns alles ab u belohnt mit einem eindrucksvollen Blick, wie auf den Mond.
Der Große Norden Chiles
Wüste, Wüste, nicht enden wollende Wüste. Die Atacamawüste, die trockenste Wüste der Welt, erscheint lebensfeindlich u ist doch nicht nur eintönig. Die Region ist dünn besiedelt. Kupfer u andere Bodenschätze sind die einzigen Gründe, warum der Norden überhaupt besiedelt wurde. Wüste geht nahtlos in den Pazifik über. Straßen enden am Horizont. Kein Baum, kein Strauch u meist auch kein Mensch, sind hier anzutreffen.Faszination einer Dreckschleuder
Die größte offene Kupfermine der Welt, ist Chiles größte Dreckschleuder u mit ihren gigantischen Monstertrucks, zugleich auch Faszination. Chuquicamata, kurz Chuqui, wie die Kupfermine auch genannt wird, liegt mitten in der Wüste u ist ein riesiges Loch mit Industrieanlagen drum herum. Die Mine ist unvorstellbare 5 km lang, 3 km breit und in Terassen etwa 1 km tief. Kupfer ist das wichtigste Exportprodukt Chiles u in Chuqui werden tgl mehrere hunderttausend Tonnen Gestein gesprengt u in wahnwitzigen Lastwagen abtransportiert. 85 dieser Spezialtrucks, sie sind mit 5. Mio. die größten u teuersten Spezialfahrzeuge der Welt, fahren in dem Minentrichter wie Spielzeugautos umher. Für die 4 m hohen Reifen sucht man, derzeit auch in Deutschland, nach einem Abnehmer für das Recycling.
Seit 1915 wir hier Kupfer abgebaut u Chuqui ist noch lange nicht am Ende. Die 15.000 Arbeiter von Chuqui gehören zu den höchstbezahlten Chiles u haben eines der bestausgestatteten Krankenhäuser des Landes. Nicht zu sehen sind die giftigen Chemikalien, wie Arsen u Schwefelsäure, die beim Reinigen des Rohkupfers freigesetzt werden. Deshalb wurden die Arbeiter inzw nach Calama umgesiedelt. Über der verlassenen Wohnsiedlung liegt die Einsamkeit. Zurück blieb die mahnende Geisterstadt von Chuqui.
Zuckerbrot und Ceviche
"NP Pan de Azucar", welch zuckersüße Namensfindung für diesen Nationalpark! Eine bestens gepflegte Schotterpiste führt hinein. Der "Pan de Azucar NP" erstreckt sich entlang der Pazifikküste u bietet Wüstengebiete u einsame, weiße Zuckerstrände.
Einfach an den Strand fahren, " wild camping", das ist hier in Chile gut möglich. Lisa findet bunte Seeigel, Manuel sammelt Holz für das abendliche Lagerfeuer, ich jage die unermüdlichen Möven über den Strand u Harold fotografiert alles. So endet ein wunderbarer Tag entlang der Panamericana.
Der nächste Tag beginnt mit einem Kraftakt. Bei der Abfahrt, wohlgemerkt im Sand, sitzen wir im Handumdrehen fest. Vorwärts.......rückwärts......im Sand geht es jedoch meist nur tiefer! Die Sandbleche müssen untergelegt werden.........Manuel spannt seinen roten Ferrari vor u dennoch, keine Chance. Ein Fischer von nebenan eilt herbei u bringt dünne Bretter auf seinem Pick up mit. Aber er mahnt, erst wenn alle vier Räder ordentlich frei gegraben sind kommen wir da raus. Also Sand schaufeln, graben, schaufeln, graben........geschafft.........welch ein Kraftakt gleich in der Früh.
Der Fischer hat offensichtlich Mitleid mit uns u schenkt uns seinen soeben gefangenen Fisch. Stolz präsentiert er zwei schneeweiße Plattfische u wir fragen ob die für Ceviche taugen? Er zückt das Messer, filetiert die beiden Fische u erklärt dabei sein persönliches Cevicherezept. Er weiß auch, wo wir frischen Koriander u mindestens 10 Limetten, für die Cevichezubereitung kaufen können.
Nun den frischen Fisch klein schneiden u in frisch gepresstem Limettensaft einlegen. Nach 5-6 Std mit Salz, Pfeffer, Knoblauch, Zwiebelringen u gehacktem Koriander zubereiten UND genießen. Ceviche, eine Delikatesse in Südamerika !!!
Subtropisches Weinparadies
Inmitten der Wüste, entlang des Rio Elqui, erstreckt sich das Valle de Equi, ein chilenisches Weingebiet. Wir, im schönen Weinfranken lebend, gehen die Sache kritisch an. Die Weinplantagen sind für uns ungewöhnlich groß u werden durchgehend bewässert. Einige werden auch nicht mehr bewirtschaftet u scheinen zu vertocknen. Für uns Franken ist das unvorstellbar. Wo doch jeder Quadratmeter "Oechsle" bringt !!!
Pisco Elqui ist ein schmucker Ort mit schöner Plaza u hat sich zum Besuchermagnet des Tales gemausert. In der noch handwerklich betriebene Distillery "Mistral" wird der bekannte Pisco für den leckeren Pisco Sour hergestellt. Eine Führung durch die Brennerei mit anschließender Piscoprobe lehrt uns, dass Pisco ein Weinbrand u kein Grappa ist.
Ein Erstes Mal nach Argentinien
Der "Paso del Aqua Negra" ist mit 4.775 m der höchste befahrbare Pass zw. Argentinien u Chile u einer der höchsten weltweit. Der nur 2 Monate im Jahr geöffnete Pass, war vor zwei Wochen noch gesperrt. Die Grenzformalitäten werden, für uns erstmal ziemlich ungewöhnlich, bereits 92 km vor der eigentlichen Grenze erledigt. Hier endet die Teerstraße u es geht auf guter Schotterstraße weiter. Auf einsamer Strecke erreichen wir auf 3.132 m Höhe, die tiefblaue Laguna Escondida. Die Berge ringsherum sind in atemberaubende Pastellfarben gehüllt u völlig vegetationslos.
Es riecht nach Einsamkeit.
In einer Höhe von 4.621 m tauchen erste bizarre Eisfelder auf, deren Formationen uns in bewunderndes Staunen versetzen. Wind u starke Sonneneinstrahlung formen diese Eisfelder, die an aneinander gereihte Zipfelmützen erinnern.
Kiten an Heiligabend / Argentinien
..........das war Manuel,s Wunsch. In der Szene hat es sich herum gesprochen, dass das am Stausee bei Rodeo gut möglich ist u Manuel,s Weihnachtswunsch geht in Erfüllung. Jessi u ihre drei Freunde aus der Schweiz sind bereits da u haben windgeschützt hinter dem ausrangierten Coca Cola Bus Stellung bezogen.
Wir richten uns am See, ohne jegliche Infrastruktur, für die Weihnachtstage ein. Ich krame, wie Weihnachten 2017 auf der Panamericana unterwegs, Weihnachtssterne u die faltbare Papierkrippe hervor u schon sind wir startklar. Die Kiter lieben ja den Wind, aber für Heiligabend draußen ist es uns dann doch zu windig u wir feiern Weihnachten 2018, windstill u kerzentauglich, in der LAU.BE.
Talampaya NP / Argentinien
Im Grenzgebiet der Provinzen San Juan u La Roja liegt der vielversprechende Talampaya NP. Als heiß u ofentrocken ist die Gegend bekannt. Am 27. Dez hat es hier 38 C !!! Auf unserer heutigen Strecke liegen drei tote Rinder am Wegesrand; elend verdurstet. 1995 verdursteten hier 120.000 Rinder, Schafe u Ziegen, die Hälfte des Viehbestandes der Provinz.
Der Park darf nur in einer geführten Tour u., sehr angenehm, im klimatisierten Bus, besucht werden. Eine 30 km lange, sich abwechselnd verengende u öffnende, durch Erosion geformte Schlucht liegt vor uns. Senkrechte, bis zu 130 m hohe Sandsteinwände, antiken Säulen gleichend, haben Formationen ausgebildet, die Kathedralen ähneln.
Kondore nisten in unerreichbaren Höhen. Der Widerhall der kreischenden Papageien ist hier besonders gut zu hören. Das "Tierische Theater" vervollständigen zwei Maras. Das sind Patagonische Hasen, die man mit ihren langen Beinen, auf den ersten Blick nicht als solche erkennt.
Ischigualasto NP / Argentinien
Auch Argentinien hat ein "Valle de la Luna", wie die zerklüftete Gegend treffend genannt wird u ist nicht das einzige Mondtal auf der Erde. Wohl aber die größte Schatzkammer, wenn es um die Erforschung der Erdgeschichte geht. Im 25 km langen u 10 km breiten Mondtal wurden 1991 u 2006, zwei Vorgänger der größten Dinosaurier ausgegraben. Mit ihrem Alter von 228 Mio Jahren gelten sie als die ältesten bisher gefundenen Lebewesen.
Auf der 38 km langen Autofahrt durch den Park, kommt man sich vor wie in einer geologischen Geisterbahn. Ein einziger Tier- u Pflanzenfriedhof, auferstanden in fossiler Form, der die Wissenschaft noch lange beschäftigen wird.
Silvester auf der schmucken "Posada Cavieres" / Argentinien
Für den Jahreswechsel 2018/19 haben wir keinen konkreten Plan. Unser nächstes Ziel ist Mendoza, die Weinhauptstadt Südamerikas, das könnte für Silvester gut passen. In Mendoza gibt es einen, von uns meist gemiedenen Walmart, aber es steht ein Großeinkauf an u da bietet sich Walmart an. Bei den Spirituosen ! treffe ich Kerstin u Uli (die beiden haben wir in San Pedro de Atacama schon mal getroffen) die darüber beratschlagen, ob sie 2 o 3 Flaschen Campari in den Wagen legen. Ich mische mich ein u rate zu 3 Campari!!! Was habt ihr vor.....? wo wollt ihr Silvester verbringen? fragen wir uns. Kerstin zückt das Handy u empfiehlt die "Posada Cavieres".......mit heißen Duschen, wlan u sogar Pool !!!.....also alles was der Overlander braucht u gern hat.
Die "Posada Cavieres" empfängt uns freundlich u wir parken die LAU.BE im Schatten der Weinberge. Mit Kerstin u Uli testen wir noch vor Silvester das Restaurant u den Weinkeller - für GUT !
Lisa u Manuel hängen noch am Kitespot in Rodeo rum, doch bis Silvester wollen sie unserer Einladung auf die schöne Posada folgen. Gita u Christian, zwei Hamburger, treffen noch rechtzeitig ein, denn für 19 Uhr bittet Kerstin traditionsgemäß zu "Dinner for one" ........wie "Dinner for one"?.........JA, die CD war ein Abschiedsgeschenk von Kerstin's Freunden.......coole Freunde.... auf die Idee muss man erstmal kommen.
20 Uhr auf der "Posada Cavieres"........heißt Jahreswechsel in der Heimat u Grund genug, mit einem Glas Sekt, auf das neue Jahr 2019 anzustoßen.
Gegen 21 Uhr trifft man sich am Grill zum Asado, dem Argentinischen Grillfest. Wie wir inzw. wissen, werden die Steaks oder Fleischportionen in Argentinien nicht nach Pfund oder Kilogramm berechnet, sondern eher nach Quadratmetern. Na Bravo!!! Brot, Saucen, Dips, Beilagen........NADA!!!! Gurke, Tomate, Paprika u Salatblätter natur, das ist alles was neben dem Asado sein darf! Ich hab tatsächlich keine Ahnung wieviele qm Fleisch u Chorizo wir an diesem Abend verdrückt haben......es war VIEL !!! Diese Silvesternacht war Fleisch satt !!!, amüsant u verdammt lang.
Der Neujahrstag ist heiß u wir hängen uns, im Schatten der Bäume, in die Hängematte. Ein Tag geht noch.......und noch einer......selbst nach 7 Tagen fällt uns der Aufbruch schwer. Schön war die Silvestersause u Pause auf der schmucken "Posada Cavieres".
Wüste, Trockenheit und beeindruckende Bilder. Weiß ich doch, dass man es erleben muss, um den vollen Umfang dieser Schönheit zu verstehen. Bilder sind zwar gut, können aber die Natur einfach nicht wirklich real wiedergeben. Um so beeindruckender muss es gewesen sein :-) Jeder Bericht von euch holt mich aus dem Alltag und zeigt mir, wie schön diese Welt sein kann, wenn man unterwegs sein darf. Danke für eure Eindrücke und viel Spaß bei euren letzten Wochen. Bin gespannt, wann ihr wirklich zurück kommt. Eure ganzen Eindrücke und Erlebnisse müsstet ihr theoretisch in Vorträgen anderen Menschen mitteilen, die euren Erzählungen mit leuchtenden Augen und offenen Mündern folgen würden. Ich wäre auf alle Fälle dabei....
AntwortenLöschenVLG Ralf